Leseprobe „die Nacht der Falter und ich “
"Schmuggel
tagsüber
gehen wir durch fremde Straßen
reihen uns in Schlangen ein
warten auf Decken und Tee
auf eine Nummer
Auskünfte
Anweisungen
Bescheide
und auf Nachricht
von weit her
tagsüber
essen wir an Tischen
an denen wir fremd sind
schlucken mit dem
unbekannten Geschmack
auch unsere Worte hinunter
die Bilder in unseren Köpfen
und die Erinnerung
an das Gesehene
Gehörte
und auch an unser Leben davor
tagsüber
versuchen wir
das Lachen nicht zu verlernen
oder wieder neu zu erlernen
wie eine fremde Sprache
träumen weiter
atmen weiter
aber flacher
als zuvor
nachts
lege ich mich zu dir
du riechst nach Zimtmilch
und Rosinen
als hättest du das
was wir einmal Heimat war
einfach mitgeschmuggelt
über Wasser rund Land
über sämtliche Grenzen hinweg
auf deiner Haut
in deinem Haar
und fühle mich
endlich
zuhause"