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Titelbild
Falkoff, Michelle:
Playlist for the dead
Münster: Coppenrath 2016
EA 2015 u.d.T.: Playlist for the Dead
256 Seiten
€ 14,95
Jugendbuch

Falkoff, Michelle: Playlist for the dead

Im Gedankenkreisel zwischen Leben und Tod

von Hannah Schröders (2016)

„‚Siri, ich möchte von einer Brücke springen … welche ist am höchsten?‘ Aber nicht eine Sekunde lang hatte ich geglaubt, dass er es ernst meinte. Ich hatte es nie ernst gemeint. Ich wusste, dass alles schlimm war – ich bekam diese Party nicht aus meinem Kopf, ganz egal wie sehr ich es auch versuchte –, aber ich hatte keine Ahnung, dass er so weit gehen würde.“

In Michelle Falkoffs Jugendroman „Playlist for the dead“ findet der siebzehnjährigen Sam seinen besten Freund Hayden nach dessen Selbstmord auf. Hayden hinterlässt Sam eine Playlist mit dem Kommentar „Wenn du das hörst, wirst du mich verstehen“. Fortan versucht Sam, Antworten auf all seine Fragen zu finden, die den Tod seines besten Freundes erklärten und ihn vielleicht sogar von seinen Schuldgefühlen entlasteten. Während seines Trauerprozesses begegnet er neuen Freunden, wird in Konflikte verwickelt und schwankt zwischen Schuldgefühlen, Wut und Hilflosigkeit. Immer wieder muss er seine Freundschaft zu Hayden und sich selber neu hinterfragen. 27 Songs begleiten Sam und die LeserIn durch die Gedankenwelt seines besten Freundes auf dem Weg hin zu einem Neuanfang.

Auf 256 Seiten gelingt es Falkoff, die LeserIn in eine Welt voller Schuldgefühle, Trauer und Hilfslosigkeit zu entführen, indem sie Sam die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen lässt. Dank Rückblenden, in Form von Erinnerungen verschiedener ProtagonistInnen, gelingt es der Autorin, dass die LeserIn nach und nach weitere Details über Sams und Haydens Freundschaft sowie über die besagte Party, welche die beiden am Abend vor dem Selbstmord besucht haben, erfährt.

Die Besonderheit dieses Buches ist die Kombination aus analogen und digitalen Medien, welche von zunehmender Bedeutung für alle Jugendlichen sind: 27 Songs helfen der LeserIn sich im Buch zurechtzufinden und Einblicke in die Gedankenwelt des Protagonisten zu erhalten. Bereits auf dem Cover sind Kopfhörer abgebildet, die auf den Stellenwert der Songs innerhalb des Buches hinweisen. Denn jedes Kapitel wird von einem Song eingeleitet, der als Überschrift fungiert. Die aufgegriffene Thematik in den jeweiligen Songs ist äquivalent zum thematischen Rahmen des jeweiligen Kapitels und kann bereits vorab eine Stimmung schaffen, die das Verständnis für die Handlung und Personen erleichtert. Hayden hinterlässt diese Playlist, damit sein bester Freund die Beweggründe für den Selbstmord besser verstehen kann. Etwas schade ist es deshalb, dass Sam am Ende feststellt, dass keiner der Songs eine eindeutige Erklärung liefert. Allerdings weckt jeder Song eine Erinnerung, die für Sams Trauerprozess hilfreich ist und ihm Hinweise auf bisher unergründete Gedankenwelten seines besten Freundes gibt.

In erster Linie dürfte die Nutzung von Musik in Verbindung mit einem Roman speziell Jugendliche ansprechen und eventuell sogar einen Anreiz bieten, sich näher mit dem Thema Tod, Sterben und Trauer zu beschäftigen. Schließlich greift Michelle Falkoffs Debütroman genau die Thematik auf, über die in der Gesellschaft oftmals geschwiegen wird. Dabei ist es immens wichtig, über Tod, Sterben und Trauer aufzuklären. Besonders Jugendliche sind vermehrt auf der Suche nach der eigenen Identität, weshalb auch der eigene Tod mehr in das Blickfeld eines jeden gerät. Hierbei gibt es verschiedene Arten, wie dem Tod begegnet wird, und wie man der Frage nach dem Leben nach dem Tod gegenüber steht. Auch typische Jugendproblematiken wie Mobbing, ‚Anderssein‘ und die erste Liebe finden in dem Roman ihren Platz und runden die Geschichte ab.

Abschließend kann man sagen, dass „Playlist for the dead“ ein Buch mit viel Potenzial ist, das leider nicht vollkommen ausgeschöpft worden ist. Die Thematiken sind alle hoch aktuell und für jeden Jugendlichen direkt oder indirekt von Belang. Allerdings sind die Inhalte nicht so tiefgründig aufgearbeitet worden, wie die Geschichte es hätte ermöglichen können. Trotz dessen liest sich das Buch sehr gut und bietet einen Gesprächsanlass, um innerhalb oder außerhalb von Schule über Tod, Sterben und Trauer sprechen zu können. Die Altersempfehlung für Jugendliche ist angemessen, da sie den inhaltlichen Ausführungen und Gedankengängen des Buches und dessen Protagonisten entspricht.

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