Leseprobe „Playlist for the dead“
Nach all den Jahren, die ich vor dem Fernseher verbracht gatte, glaubte ich, man könnte eine Leiche finden und es erst dann merken, wenn man sie umdreht und das Einschussloch oder den Messerstich oder was auch immer entdeckt. Und irgendwie stimmte das auch. Hayden lag unter der Decke, eingewickelt in seine alberne Star-Wars-Bettwäsche (nebenbei, wie alt waren wir denn?), die ich schon aus den Nächten kannte, in denen ich bei ihm übernachtet hatte.
Hayden hatte schon immer einen tiefen Schlaf gehabt. Manchmal musste ich ihn praktisch aus dem Bett wälzen, um ihm aufzuwecken – was gar nicht so einfach war, denn er war klein und irgendwie rundlich. Ich hingegen war zwar um einiges größer, aber eher der Typ Bohnenstange, und wenn er einmal eingeschlafen war, war es schwierig, ihn überhaupt zu bewegen.
Als ich ihn da so liegen sah, seufzte ich und überlegte, wie ich die Entschuldigung für vergangene Nacht, wegen der ich eigentlich gekommen war, in die Entschuldigung einfließen lassen konnte, die ich ihm schuldig wäre, wenn ich ihn gleich vom Bett auf den Boden fallen ließ.
Das Geräusch meines Seufzers kam mir laut vor, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich dahinterkam, warum: Hayden schnarchte nicht. Dabei schnarchte er immer. (S.5f)