Leseprobe „Wir kommen“
„Komm schon, niemand brauch Kritiker.“
Ich stimme nicht exakt überein, ohne Kritiker wüsste ich gar nicht, was ich denken sollte, Zeitungen und Blogs gaben mir meine Meinung vor, die ich vorbehaltlos annahm und als meine adoptierte. Es hatten eh schon genug Leute eine eigene Meinung, es würde nur komplizierter, wenn ich mich auch noch darum bemühte. Aber es ging hier wahrscheinlich nicht um die freie Meinungsbildung in diesem unserem Land und dieser unserer Zeit, und so wartete ich ab, das konnte ich gut, das hatte ich gelernt. Schuster sollen bei ihren Leisten bleiben, so gehörte es sich, auch, wenn der Schuster etwas ganz anderes machen wollte, vielleicht Fahrräder reparieren oder Sinfonien komponieren, trotzdem blieb er bei seinen Leisten, und das war wichtig, denn das war immerhin geregelt, und deshalb wollte ich gerne bei meinen Leisten bleiben. Dabei wusste ich gar nicht genau, was das sein sollte, meine Leisten, aber vielleicht zählte es schon, ab und zu beiläufig zu nicken, tagelang Netflix zu schauen oder eine Schildkröte mit sich herum zu tragen. (S.189f.)