Leseprobe „Über kurz oder lang“
„Papa!“
Mit einem Satz wandte er sich um.
„Ah, da bist du.“
In der Rue Jeanne-d'Arc wurde es dunkel.
„So verbringst du also deine Freizeit?“
Die Menschen waren auf dem Nachhauseweg und warfen Vater und Sohn, die im Weg standen, Blicke zu.
„Du spielst in diesem erbärmlichen Laden den Diener! Anstatt etwas für dich zu tun, für deine Zukunft.“
Hätte Louis die Worte gehabt, hätte er seinem Vater sagen könne, dass er durchaus dabei war, etwas für seine Zukunft zu tun. Weil er Friseur werden wollte. Er hob die Hände an sein Herz. Er hätte sich am liebsten etwas ausgerissen.
„Begreifst Du nicht, dass diese Leute dich ausbeuten? Dass sie dich für nichts arbeiten lassen? Das ist … das ist unwürdig!“
Rede Louis. Sag deinem Vater, dass diese Leute dich aufgenommen haben, dass sie dir Verantwortung gegeben haben, dass sie an dich geglaubt haben, selbst nachdem du sie angelogen hast.
„Siehst Du denn nicht, was das für Leute sind? Mach die Augen auf, Louis! Diese dicke Puffmutter ...“
Madame Marielou.
„Diese kleine Schwuchtel ...“
Phillipe Loisel.
„Dieses patzige Mädchen ...“
Garance.
„Und dann die, die aussieht wie eine Prostituierte ...“
Clara.
„Ja, was ist denn? Willst du was sagen? So rede doch!“
Louis streckte fast die Hände aus. Er flehte. Aber ohne Worte, ohne Sätze.
„Du wirst mir nicht erzählen wollen, dass du so enden willst wie dieser … dieser Fifi, was?“
Sie standen sich gegenüber. Louis hielt dem Blick seines Vaters stand. Na los, rede. Jetzt oder nie. (S. 183/184)