Leseprobe „Anders“
Ohne Wissen ihres Mannes zieht Melanie, bei der Garderobe im Flur, mit einem weißen Kreidestift hauchdünne Striche aufs Parkett, um die Sohlen von Felix’ Schuhen und Stiefeln herum. André würde dergleichen nicht gutheißen. Er übt – und das ist mehr als bloß bedauerlich, es ist einfach nur verdammt ärgerlich! – zu wenig erzieherische Kontrolle über seinen Sohn aus; das muss sich bald ändern. Die Nachrichten aus der Schule könnten auch besser sein. Felix zeigt sich überraschend gut in den ihm früher so verhassten Naturwissenschaften, lässt aber dafür – es ist, als hätte er seine Lieblingsfächer getauscht – Deutsch und Englisch links liegen, und jede diesbezügliche von Melanie geäußerte Kritik perlt sowohl von Felix selbst, aber auch von André ab wie die Tropfen von einer frisch imprägnierten Handtasche. (S. 87)