Leseprobe „Der Tiger in meinem Herzen“
Er nimmt eine Axt, eine kleine Axt wie zum Holzhacken, und schlägt einem der knienden Männer auf den Hinterkopf. Der Mann fällt vornüber, wie ein Sack, es geht sehr schnell. Der Rote Khmer geht die Reihe entlang und erschlägt einen nach dem anderen. Ein schreckliches Geräusch, wie das Knacken einer Kokosnuss. Nur dass es der Kopf eines Menschen ist.
„Du“ sagt er zu mir. „Wirf sie in den Graben.“
Ich will es nicht tun. Aber ich tue es. Meine Hände tun, was dieser Mann mir sagt. Ich schiebe die Körper, sie sind schwer und alles ist blutig, ich schiebe sie in ihr Grab.
Ich tue es. Ein Mann ist noch nicht tot. Sie sagen, ich soll ihn trotzdem in den Graben werfen. Dieser Mann verflucht mich, verflucht mich aus der Tiefe.
Der Mann mit der Axt sieht mich an. Sieht mir tief in die Augen. Um zu sehen, was ich fühle.
Ich mache meinen Blick leer. Wenn du zeigst, was du fühlst, stirbst du. Wenn du nichts zeigst, überlebst du vielleicht. (S. 66)