Leseprobe „Der Galimat und ich“
„Weinst du, weil jetzt die letzte Pille weg ist, ist?“, fragte er.
Jim schüttelte stumm den Kopf.
„Warum dann, dann?“
„Meine Eltern sind tot“, sagte Jim.
„Eltern?“, fragte Gali. „Eltern?“ So was kannte ein Galimat wohl nicht.
„Eltern: Vater und Mutter, Erzeuger eines Kindes“, sagte Jim.
„Sind die Eltern denn heute gestorben, gestorben?“
„Nein, aber ich weiß es erst seit heute Abend“, sagte Jim.
„Du wohnst also schon seit acht Jahren bei deinem Onkel und deiner Tante“, stellte Gali fest. „Und du hast sie gern, gern.“
Jim nickte.
„Warum bist du dann so traurig?“, fragte Gali. „Was ändert sich für dich, dich?“
„Eigentlich nichts“, gab Jim zu und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Dann musst du auch nicht weinen. Ist Flüssigkeitsverschwendung“, sagte Gali. [...]
Jim hörte tatsächlich auf zu schniefen.
„Du hast recht“, sagte er. „Aber Onkel Hans-Gert und Tante Larissa sollen noch eine Weile merken, dass ich sauer auf sie bin.“
„Sauer auf sie, sie?“, wiederholte Gali.
„Ja. Weil sie mich die ganze Zeit belogen haben.“
„Lügen ist also nicht gut, gut?“
„Lügen ist schlimm!“, sagte Jim.
Nun musste Gali lachen. „Ja, Lügen sind schlimm“, sagte er. „Ein Glück, dass Jim noch nie gelogen hat, hat!“ (S. 153ff.)