Leseprobe „Vielleicht dürfen wir bleiben“
Als es dämmrig wird, sehe ich hinter einer Hausecke einen Bären. Er knurrt dumpf und fixiert mich mit funkelnden Augen. Ich bin so erschöpft, dass ich denke, dass so ein Bär schon nicht so gefährlich sein wird. Ich gehe einfach weiter. Als ich fast bei ihm bin, wird er zu einem Wolf, der sich am Ende als langer grauer Stein entpuppt.
Jetzt habe ich schon Angst vor Steinen und Schatten und Geräuschen, die gar nicht da sind.
Hört die Angst nie auf?
Mama sagt, ich müsste alles vergessen, was in Bosnien passiert ist. Das ist aber nicht so einfach.
Sie kann es ja auch nicht vergessen.
Immer wieder redet sie von unserer Flucht.
Und dass Papas letztes Wort zu ihr „Lauf!“ war. (S. 103)