Leseprobe „Anni“
Bevor Mama gestorben ist, war ich zu groß geworden für Socky, aber Mama hat immer nach ihm gesucht, wenn sie mich ins Bett gebracht hat. „Ah, der arme Socky!“, hat sie gesagt und ihn unter meinem Bett hervorgeholt, verstaubt wie er war, ihre Hand hineingesteckt und mit ihrer Blödel-Stimme zu ihm gesagt: „So, so, Socky, unsere Anni ist also zu groß und erwachsen für dich geworden, stimmt’s? Dann ist sie bestimmt auch schon zu erwachsen, um sich von ihrem alten Freund Socky kitzeln zu lassen, was meinst du?“ Und dann hat sie mich mit Socky an der Hand so doll gekitzelt, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Aber sobald Mami aus dem Zimmer war, habe ich Socky wieder unters Bett geworfen. Seit Mami tot ist, bin ich nicht mehr zu alt für Socky.
(S. 26)