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Steinkellner, Elisabeth:
die Nacht der Falter und ich
mit Bildern von Michaela Weiss
Innsbruck: Tyrolia 2016
125 Seiten
€ 13,99
Jugendbuch ab 12 Jahren

Steinkellner, Elisabeth: die Nacht der Falter und ich

Worte malen die ganze Welt

von Miriam von der Heyden (2016)



"Spuren die Kufen
meiner Schlittschuhe
kerben Muster
ins Eis             mein Weg
               zieht Furchen
               in die Haut
               der Welt"

In einer facettenreichen literarischen Sammlung aus Prosa, gebrochenen Zeilen und Gedichten wagt Elisabeth Steinkellner eine Reise in die Gefühlswelt junger Menschen, die auch die Migrationsthematik mit einbezieht. Feinfühlig thematisiert sie das emotional verworrene, tiefe Empfinden Jugendlicher und lässt dabei viel Spielraum für eigene Imagination und Identifikation mit Erlebtem und Gefühltem. Die gesamte emotionale Spannbreite von Liebe, Wut, Enttäuschung bis hin zur Trauer findet sich in diesem Werk und bietet den LeserInnen einen individuellen Rahmen für eine Entdeckungsreise in die eigene Emotionswelt: "Und an der Abzweigung werden unsere Hände einander zuwinken, bis morgen dann, vielleicht. Wer weiß, wie viele Leuchttage es noch gibt, bevor das Oktobergrau überhandnimmt. Und zu Hause, dann im Vorraum, ein flüchtiger Blick in den Spiegel, der die roten Wangen bemerkt und den Pulli, der nicht meiner ist." Titel wie "Erdbeerkiwikarussell", "Herzklopfen" oder "Frost" lassen erahnen, welch intensive Gefühle angesprochen werden.

Steinkellner beschränkt sich auf nicht eindeutig identifizierbare Personen, die als Ich-Erzähler mit einem ‚Du’ kommunizieren oder ihre Emotionen in einem inneren Monolog darstellen. Feinfühlig geben die Gedichte empfundene Stimmungen wieder oder lassen sie anklingen. Ohne eine durchgängige Erzählung und Rahmenhandlung steht das Erlebte und Empfundene in jeder einzelnen Erzählung für sich. Kleine Begebenheiten, Veränderungen, der Wechsel der Jahres- oder Tageszeiten und Begegnungen mit Menschen unterstreichen und intensivieren die entstehenden Emotionen und werden von der Illustratorin Michaela Weiß feinfühlig umgesetzt. Die in Lavendeldruck und Radierungen gestalteten Bilder können nicht durchgängig einem bestimmten Text zugeordnet werden, sondern spiegeln auch Stimmungen, die in mehreren Texten zu finden sind, wider. Sie spüren Gefühlen nach und verstärken diese, bieten in ihrer Schönheit die Möglichkeit, in sie einzutauchen und sie losgelöst vom Text zu betrachten. Sie entwickeln dann eine ganz eigene Bildersprache. Das wiederkehrende Bild des Falters, der auch auf der Titelseite und im Titel des Buches zu finden ist, begleitet die LeserIn auf der Reise durch die poetischen Texte.
Interessant erscheint das Buch nicht nur für Jugendliche, die sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen möchten, sondern für alle, die eine Reise in die Gefühlswelt unternehmen möchte. Im Schulunterricht kann dieses Buch sowohl im Deutsch- als auch im Ethik- oder Religionsunterricht eingesetzt werden und bietet Raum für Textanalysen und Gespräche über Emotionen sowie über Erlebtes und Erfahrenes. Ebenfalls geeignet erscheint es für den Kunstunterricht. Insgesamt betrachtet begibt sich Elisabeth Steinkellner mit dieser Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten in jene Gefühlswelt, in der junge Menschen im Umbruch zwischen Kindheit und Erwachsensein ihren Platz suchen und bietet dabei vielzählige Identifikationsmöglichkeiten.

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