Leseprobe „Weggesperrt“
Womit beginnen? Mit ihrem Namen. Sie würde sich einfach vorstellen, höflich und freundlich, wie es draußen normal war. „Ich...“ sagte sie. Weiter kam sie nicht. Die Frau trat ihr unvermittelt gegen das Schienbein, so schnell, so fest, so selbstverständlich, als wäre es die normalste Sache der Welt. „Das Wort Ich existiert hier nicht“, sagte die Frau scharf. „Dein Ich kannst du an diesem Ort vergessen. Du bist hier in Torgau! Deine Zeit des Widerstands ist ab heute vorbei! Hier hast du dich einzuordnen und den Anordnungen der Erzieher zu folgen! Jeder Verstoß gegen die Hausordnung wird bestraft! Und jetzt will ich eine ordentliche Meldung von dir hören!“ Anja wurde blass. Sie spürte, dass ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Meldung!“, brüllte die Erwachsene. (S. 179/180)