Leseprobe „Warten auf Anya“
Vor einigen Tagen erst hatte er Jo Schokolade angeboten. Jo hatte angenommen, doch dann bekam er ein schlechtes Gewissen und spuckte sie aus, sobald er um die Ecke gebogen war, bereute dies allerdings sofort wieder, als er sah, wie sich Rouf statt seiner an der Schokolade gütlich tat.
Der Unteroffizier lächelte Jo zu, als er ihn kommen sah, und Großvater machte ein etwas verschämtes Gesicht. Auf dem Heimweg erklärte er es.
„Kaum zu glauben“, sagte er, „Aber dieser Unteroffizier und ich, wir haben in Verdun wahrscheinlich aufeinander geschossen.“ Er schüttelte den Kopf. „Damals war er erst sechzehn. Wurde als Kriegsversehrter entlassen, genau wie ich.“
Und da begegnete er Jos Blick und verstummte.
Dieses Aufeinandertreffen der Veteranen brach das letzte Eis. Von nun an fand man sich damit ab, ein besetztes Dorf zu sein, und passte sich der neuen Situation an. (S. 75)