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„Toffee, wie ein Karamellbonbon. […] Mal weich, mal zäh, mal hart“

Von Vanessa von Malottki und Chiara Mertens (2023)

„Wie Glücklichsein von außen aussieht”, weiß Allison ganz genau – doch als sie es endlich fertigbringt, vor ihrem unberechenbaren und gewalttätigen Vater zu fliehen, ist sie zwischen den guten und den schlechten Erinnerungen an ihn hin- und hergerissen. Ihr Plan ist es zunächst, bei der letzten Freundin ihres Vaters unterzuschlüpfen, die ebenfalls vor ihm geflohen ist. Doch die Suche nach einer Bleibe gestaltet sich schwieriger als gedacht. Schließlich übernachtet Allison in einem Gartenhäuschen hinter einem verwahrlosten Haus und wird bald darauf erwischt. Doch ganz anders, als Allison es erwartet hätte, wird sie von der Bewohnerin des Hauses, Marla, fröhlich empfangen. Denn die demente Marla hält Allison für ihre Kindheitsfreundin Toffee und gibt ihr ein Zuhause. Es beginnt ein Kampf von Erinnern und Vergessen, aus dem eine einzigartige Freundschaft entsteht.

Der Versroman von Sarah Crossan aus dem Jahr 2023 besteht aus vielen kurzen Kapiteln, wobei die formale und sprachliche Gestaltung die Lesenden in die Geschichte förmlich hineinziehen. Dabei werden Geheimnisse nach und nach aufgeworfen und gelöst. Obwohl sich über den gesamten Jugendroman eine zum Teil düstere Atmosphäre legt, gelingt es der Autorin, die Stimmung der Lesenden durch die aufblühende Freundschaft auszubalancieren. Dabei treffen schöne und schwere Momente die Lesenden mitten ins Herz, ohne kitschig zu sein.

Demenz und Gewalterfahrungen stellen, neben der generationsübergreifenden Freundschaft, zentrale Themen des Jugendromans dar. Dabei erleben die Lesenden die Auswirkungen der Krankheit mit und die schönen Momente mit Allisons Vater, die sie festzuhalten versucht, rücken im Kontrast zu zahlreichen Demütigungen und körperlicher Gewalt in den Hintergrund. Umso erleichternder ist es, Allisons gedanklichen Verarbeitungsprozess verfolgen zu können.

Sarah Crossans Jugendversroman „Toffee” nimmt die Lesenden in und zwischen den Zeilen gefangen. Der Umgang mit Allisons Gewalterfahrungen sowie Marlas Krankheit spiegelt sich in der Strukturierung des Romans wider. Auf diese Weise schafft die Autorin für Jugendliche Berührungspunkte mit düsteren und ernsten Themen. Szenen expliziter Gewalt bieten auch verschiedene Anlässe, den adoleszenten Leseprozess im Unterricht thematisch zu begleiten. Auf die Schule sollte sich die Leser*innen jedoch nicht beschränken, da Crossan auch darüber liegende Altersgruppen mit ihrer sprachgewaltigen Erzählung von Missbrauch, Krankheit, Freundschaft und einer neugefundenen Familie fesselt und berührt.

 

Bibliographische Angaben:

Crossan, Sarah
Toffee
München: Hanser (2023)
352 Seiten
ab 14 Jahren

Textprobe: S. 7 und 8