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Mia und Finn

Zwei Kinder und ein Roboter oder Eine schlecht erzählte Geschichte über Mediensucht, die nur wenig mit KI zu tun hat

Von Judith Krotz, Melina Vogt und Anika Weißkirchen (2023)

Wer wünscht sich keine Freund*in, die auf jede Frage eine Antwort hat und bei allem helfen kann? Für die achtjährige Mia ist dieser Traum wahr geworden. Denn da ihre Mutter auf Geschäftsreise ist, darf Mia deren Roboter „Ki“ nutzen, welcher der Mutter eigentlich beim Arbeiten hilft. Allerdings ist Mias bester Freund Finn nicht begeistert davon, durch den Roboter ersetzt zu werden, denn Mia verbringt ihre Zeit von nun an lieber mit dem kleinen Roboter als mit Finn. Doch bald merkt Mia, dass der Roboter weder einen Menschen noch ihren besten Freund ersetzen kann. Deshalb besinnt sie sich auf die Freundschaft zu ihrem ‚echten‘ Freund Finn und erscheint schließlich doch auf seiner Geburtstagsparty, wenn auch mit einer von Ki geschriebenen Geburtstagskarte, was in der Geschichte dazu dienen soll, die Kluft zwischen Mensch und Maschine zu schließen….

Was die Eignung des Buches für jüngere Leser*innen anbelangt, so ist zu sagen, dass das Buch durch große Schrift, einfachen Satzbau und zahlreiche, sehr einfache, am Computer generierte Illustrationen auch für jüngere Kinder passend scheint, die noch keine umfangreiche Lesekompetenz besitzen. Überzeugend ist außerdem die Aktualität des Themas – die Debatte um künstliche Intelligenz nimmt in unserer Gegenwart einen immer größer werdenden Raum ein. Da ist es ebenfalls interessant, dass eine künstliche Intelligenz, Chat GTP-3, dabei geholfen hat, zusammen mit Kindern und vier Autor*innen das Buch zu verfassen. Jedoch scheint auch in diesem Fall das Sprichwort, dass viele Köche den Brei verderben, zutreffend zu sein – wobei der ‚Brei‘ in diesem Fall gar nicht erst zum Kochen kommt: Denn es wird keine Spannung aufgebaut, der Inhalt ‚köchelt‘ also nur so vor sich hin, und auch die Auflösung des wenig plausibilierten Konfliktes gelingt nur halbherzig. Zudem ist die Kernaussage des Buches nur schwierig herauszufiltern: Roboter können Menschen nicht ersetzten, außer vielleicht bei den Hausaufgaben?

Im Anhang des Buches findet sich sowohl Begleitmaterial für Schüler*innen als auch für Erwachsene. Dort können Kinder zum Beispiel sehen, was Menschen besser können als künstliche Intelligenz und umgekehrt. Diese Auflistung scheint jedoch – trotz des jungen Alters des Buches, welches am 7.3.2023 veröffentlicht wurde – bereits wieder überholt. Und pfiffige Schüler*innen werden den veralteten Stand bestimmt schnell bemerken: „Musik machen“ ist hier zum Beispiel den Menschen zugeordnet, jedoch werden auch schon heute Musikstücke mit Hilfe von künstlicher Intelligenz produziert.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Aktualität und das Thema des Buches zwar überzeugen. Dies ist aber auch das einzig Positive, was an diesem Buch zu finden ist. „Ki“ bedeutet auf Japanisch „Hoffnung“ – die Hoffnung, dass dieses Buch weiterempfohlen wird, ist jedoch schwindend gering.

 

Bibliographische Angaben:
Anna Campos, Matthias Egli, Ivana Leiseder, Manuela Röösli
Mia, Finn und der kleine Roboter KI. Eine Geschichte über künstliche Intelligenz und Freundschaft.
Rüti: Kaleidoskop Verlag 2023
104 Seiten

Leseprobe: