Rautenberg, Arne: rotkäppchen fliegt rakete
Märchenfiguren im All?
von Kim Eßer, Theresa Hilgers, Yasemin Kizilhan (2018)
„rotkäppchen fliegt rakete /fliegt weit ins / kalte all hinaus /
fliegt durch ein / weltraumhexenhaus /zieht bahnen linien /
wie ein maler /fliegt durch millionen /sternentaler“
Arne Rautenberg schießt in dem Nachfolgewerk zu seinem mit dem Guggenmos-Preis prämierten Kindergruselgedichtband „Unterm Bett liegt ein Skelett“ [Lesebar-Link] nicht nur Rotkäppchen aus dem deutschen Märchenwald lustvoll in den Weltraum, sondern widmet sich in den insgesamt vierzig Gedichten auch anderen phantastischen Wesen und Begebenheiten wie z.B. dem „coca-cola-bär“, einer fliegenden Torte, einem verrückten Jahreskalender und realen Tieren wie Seepferchen und Osterhasen. Insgesamt bietet der Band also thematisch ein breites, qualitativ aber ein heterogenes Spektrum humorvoller Gedichte für Kinder, die formal nur leicht variieren. Einen großen Pluspunkt stellen die liebevollen Illustrationen von Jens Rassmus dar, die stellenweise sogar mit dem Gedichttext verknüpft sind.
Zudem regen die Gedichte, meist auf Augenhöhe mit den intendierten kindlichen Leser*innen, zum Schmunzeln an. Andererseits fehlt es vielen Gedichten, anders als dem oben anzitierten, funkelnden Titelgedicht, an tiefergehendem Witz. Betrachtet man den Gedichtband zudem unter einer didaktischen Perspektive als Erstlesebuch, wirkt die generelle Kleinschreibung doch eher wenig überzeugend. Trotzdem kann „rotkäppchen fliegt rakete“ als eine durchaus unterhaltsame Leseoption für zwischendurch verstanden werden, die aber die eigentliche Faszination, die vom Lyrischen ausgehen kann, nur erahnen lässt.