Perez, Sébastien (Text) und Benjamin Lacombe (Illustration): Frida
Die Malerin der Schmerzen
von Lynn Schöneberg und Judith Surmund (2018)
Wie geht man mit Schicksalsschlägen, mit Schmerzen und Leid um, ohne sich niederschlagen zu lassen? – Die mexikanische Malerin Frida Kahlo sah sich ihr Leben lang diesen Fragen ausgesetzt und entwickelte ihre ganz eigene Umgangsweise mit Schmerz und Leid: Sie malte ihn.
Frida Kahlo ist als Vorbild für Maler*innen wie auch für Kämpfer*innen, Feminist*innen, Kommunist*innen und Rebell*innen bekannt: Doch Illustrator Benjamin Lacombe und Autor Sébastien Perez haben das Leben der mexikanischen Malerin nicht nur studiert, sondern sich auch mit der Symbolik ihrer Werke und ihrem Umfeld auseinandergesetzt. Sowohl die Illustrationen als auch der mit Zitaten versehene Text begeben sich nah an das Leben der Künstlerin und an ihre Werke heran, wodurch eine ganz besonders aussagekräftige Biografie entsteht: Frida Kahlo, die als Kind an Kinderlähmung erkrankte, als Jugendliche durch einen schweren Busunfall zur Invalidin wurde und auch als Erwachsene immer wieder mit körperlichen Gebrechen und Schicksalsschlägen zu kämpfen hatte, verlieh ihrem Schmerz auf ganz eigene Art Ausdruck: Sie fertigte Selbstportraits an, die sich durch einen markanten Farbkanon, mystische und religiöse Symbole auszeichnen.
Häufige Themen ihrer Kunst waren Sexualität, Gewalt, Geburt und Tod sowie politische und soziale Ungerechtigkeit. Die Ernsthaftigkeit und die Brutalität ihrer surrealistisch-folkloristischen Bilder stehen dabei im Kontrast zu der farbenfrohen Gestaltung, die den Bildern eine naive Note verleihen.
Lacombes düsterer Illustrationsstil, der etwas manga-artig wirkt, verschmilzt mit den originalen Werken Fridas – ohne diese von der ihnen eigenen Symbolik zu befreien. Er arbeitet ebenfalls mit einem sehr starken Farbkanon, was den Illustrationen einen Kontrast zu den harten Symbolen verleiht. Durch die Verzahnung der Ausstanzungen, Illustrationen und Texte treten die einzelnen Seiten miteinander in Kontakt und lassen das Bilderbuch zu einem mehrsinnlichen Erlebnis werden, kongenial ergänzt durch die präzisen und stellenweise poetischen Texte von Sébastien Perez, die die Leser*innen nah an die Gefühls- und Lebenswelt der Künstlerin herantragen.
Das komplexe Werk fordert mit seinen mehrschichtigen Bildern und seiner oft metaphorischen Sprache eine besondere Aufmerksamkeit der Leser*innen und ist deshalb eher für Jugendliche als für Kinder geeignet. Darüber hinaus ist das aufwändig gestaltete Buch – auch durch das informierende Nachwort sowie durch die biographischen Stichpunkte – überhaupt für Kunstinteressierte spannend und macht Lust, sich mit den originalen Werken von Frida Kahlo auseinanderzusetzen.