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Schmidt, Annie M. G. (Text) und Sieb Posthuma (Illustration):
Ein Teich voll mit Tinte
Aus dem Niederländischen von Christian Golusda
Frankfurt am Main: Moritz 2016
EA 2011 u.d.T.: Een vijver vol inkt
26 ungez. Bl.
€ 15,95
Illustriertes Kinderbuch / illustrierte Lyrik ab 6 Jahren

Schmidt, Annie M. G. (Text) und Sieb Posthuma (Illustration): Ein Teich voll mit Tinte

Märchenhafte Bilder und Gedichte wie Musik oder Wieso es sich lohnt, die Gedichte von Annie M.G. Schmidt zu lesen

von Carlotta Großhans, Jasmin Hennig und Simon Knopp (2017)

„Ich kenn einen Mann, der Märchen ersinnt / und schon ganz früh morgens zu schreiben beginnt.“

Annie M.G. Schmidt und Sieb Posthuma entführen mit ihrem Gedichtband „Ein Teich voll mit Tinte“ die Leserschaft in eine bunte Welt der Poesie und Bilder. Die Niederländerin Schmidt, die von 1911 bis 1995 lebte, war in ihrem Land die wohl bekannteste Kinderbuchautorin und erhielt für ihr Werk bedeutende Preise, wovon ihr einer sogar von Astrid Lindgren persönlich überreicht wurde. Der ebenfalls schon verstorbene Sieb Posthuma (1960-2014) arbeitete mit großem Erfolg als Designer, Illustrator und Autor in den Niederlanden. Und Christian Golusda gelingt eine kongeniale Übersetzung des niederländischen Originals ins Deutsche.

Auf 56 Seiten präsentieren sich in dem Werk verschiedenste Gedichte mit liebevollen Illustrationen. Sie behandeln unterschiedliche Themen: Von Erzählgedichten über „Quatschgedichte“, die mit ihren lyrischen Sprachspielen erheitern, bis hin zu einem Gedicht namens „Wasserscheu“, das an die Warn- und Schreckgeschichten aus dem „Struwwelpeter“ erinnert, ist alles dabei. Auf fantasievolle Weise werden Geschichten von fahrradfahrenden Ottern, einem König, der doch so gerne sein Kamel mit ins Bett nehmen möchte, der abenteuerlustigen Spinne Bastian und einem mutigen Ritter, der nachts doch lieber bei seiner Mami wäre und vielen mehr erzählt: Durch die thematische Vielfalt ist für jede*n etwas dabei und hinter vielen der heiter erzählten Geschichten lassen sich bei näherer Betrachtung von Jung und Alt tiefere Botschaften entdecken.

„Einen Teich voll mit Tinte hat er im Garten, / versteckt hinter Sträuchern der seltsamsten Arten.“

Besonders herausstechend ist bei den Gedichten die klangliche und rhythmische Gestaltung, wodurch sich die Gedichte fast „wie Musik lesen“. Durch die häufige Variation von Reimschemata, Verslänge und Rhythmus sind sie anspruchsvoll zu lesen, vorzulesen und zu interpretieren. Bei den Gedichten ist aber nicht nur der Klang auffallend schön, sondern auch die detaillierte Bebilderung, die die Fantasie anregt sowie die erzählten Geschichten ergänzt und unterstreicht. Den Bildern wird in dem Werk viel Platz eingeräumt, wodurch der Text auf den ersten Blick häufig in den Hintergrund tritt. Durch die Zusammenführung verschiedener bildnerischer Techniken, wie zum Beispiel Aquarell und Zeichnung, erschafft Sieb Posthuma in seinen Illustrationen eine märchenhafte Welt, in der es für Kinder vieles zu entdecken gibt.

Insgesamt eignet sich der Gedichtband, trotz der Empfehlung ab 6 Jahren, auch gut zum Vorlesen und Entdecken für kleinere Kinder, da die Illustrationen sogar ohne Text wirken. So bietet „Ein Teich voll mit Tinte“ Kindern und Erwachsenen durch seine Vielfältigkeit in Bild und Wort eine reichhaltige Sammlung an Gedichten, bei denen sicher jede*r etwas für sich findet, auch wenn sich nicht jede*r mit jedem der Gedichte identifizieren können wird: „Und macht er so weiter, hundert Jahre und mehr, / dann schreibt er vielleicht noch den Tintenteich leer.“