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Drvenkar, Zoran (Text) und Jutta Bauer (Illustration):
Weißt du noch
München: Hanser 2017
16 ungez. Bll.
€ 14,00
Bilderbuch von 5 bis 115 Jahren

Drvenkar, Zoran (Text) und Jutta Bauer (Illustration): Weißt du noch

„Denn wer Angst hat vor Abenteuern, der kann gleich zu Hause bleiben“

von Carola Brefort, Rebecca Eder, Anna Konta und Alexander Walter (2017)


„Weißt du noch, als wir losgelaufen sind und die Straße nicht mehr enden wollte?“ Wenn der eigene Lebensweg mühsamer und kürzer wird, hilft uns die Erinnerung, in bunte Welten voller Freude und Lebensmut einzutauchen. Und genau daran erinnern uns Zoran Drvenkar und Jutta Bauer in ihrem neuen Bilderbuch „Weißt Du noch“.

Auf jeder Doppelseite fordert ein erzählendes Ich rückblickend ein erlebendes Du auf, sich zu erinnern: „Weißt du noch […]?“ Woran sich das Gegenüber erinnern soll, ist von Drvenkar in einem ungewöhnlichen, doch recht kindlichen Erzähl- und Schreibstil formuliert. Dies gelingt ihm durch lange, mit der Konjunktion ‚und‘ verbundene Satzreihen, durch sehr kurze und einfache Sätze sowie Ellipsen. Dabei wird eine sehr bildliche Sprache verwendet, durch die Realität und Fantasie in der Erinnerung immer wieder vermischt werden. Durch Personifikationen stecken Wolken plötzlich die Köpfe zusammen und ein Baum gewährt mit offenen Armen Schutz vor einem Unwetter. Der Regen schmeckt plötzlich nach Limonade, Pfefferminze oder Tränen und Wassertropfen an Grashalmen werden zu Diamanten. Illustriert wird der jeweilige Text auf der gegenüberliegenden Seite: Die ganze Seite einnehmend, sehen wir von Bauer farbig gestaltet zwei Kinder, die immer neue Abenteuer erleben. Mit Liebe zum Detail wird so die Erinnerung lebendig, wobei die Bilder sich ausschließlich auf den Text beziehen, ohne diesen zu ergänzen oder zu viel vorweg zu nehmen. Im Weißraum unter dem Text sehen wir dann in skizzenhaften Schwarz-Weiß-Vignetten, wer sich erinnert: Ein älteres Paar, welches durch markante Eigenschaften deutliche Ähnlichkeiten zu den Kindern des Bildraums aufweist. Die schlichten Zeichnungen zitieren meist Elemente des bunt gestalteten Bildes. Wenn dort eine Horde wilder Hunde zu sehen ist, taucht in der Vignette ein kleiner Dackel auf; kommen die Kinder in einen Regenschauer, trägt das ältere Paar einen Regenschirm, weshalb schließlich beide Bilder in Korrespondenz mit dem Text stehen.

Das Werk des Autorenduos wirkt durch sein generationsübergreifendes Erzählen wie eine Hommage an das Erinnern und streift dabei Themen wie Freundschaft, Kindheit und den Tod. Zumeist geht es um die kleinen Augenblicke, die im kindlichen Erleben zu großen magischen Momenten werden. Allem Unbekannten begegnen die Kinder mit Neugierde, jeder Moment ist aufregend und spannend. Ganz alltägliche Dinge, wie beispielsweise ein Regenschauer, werden in Kinderaugen zu ästhetischen Erfahrungen. Sogar das Auffinden eines überfahrenen Fuchses wirkt aufgrund des ungetrübten, einfachen und poetischen Erzählens keinesfalls dramatisch, sondern vielmehr melancholisch und tröstlich.

„Weißt du noch“ gelingt es wunderbar, seinen Adressat*innenkreis zu erweitern. Es ist aufgrund der Leichtigkeit der Sprache für Kinder sowohl zum Vorlesen als auch zum selber Lesen sehr gut geeignet, lädt aber auch die Erwachsenen ein, sich an ihre Kindheit zurück zu erinnern und die Welt für eine kurze Zeit wieder aus Kinderaugen zu sehen. Dies macht „Weißt du noch“ zu einem besonderen Buch, das zum gemeinsamen Lesen und Erinnern einlädt. Es öffnet den Blick für abenteuerliche Kleinigkeiten im Alltag, denn „wer Angst hat vor Abenteuern, der kann gleich zu Hause bleiben.“

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