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Titelbild
Schäuble, Martin:
Endland
München: Hanser 2017
219 Seiten
€ 15,00
Jugendbuch ab 14 Jahren

Schäuble, Martin: Endland

Blickwechsel

von Laura Granitzka und Hannah Mauel (2017)

Wie würdest du dich verhalten, wenn in Deutschland eine Partei namens „Nationale Alternative“ regieren würde, die die Ziele des nationalkonservativen Flügels der AfD ins Extreme gesteigert verfolgen würde? Und welche Chancen hätte ein geflüchteter Mensch in diesem Land dann noch? – In einem Deutschland, in dem dieses Szenario zur Realität geworden ist, bewegen sich die drei Protagonist*innen Fana, Anton und Noah aus Martin Schäubles aktuellem dystopischen Roman „ENDLAND“.

Der von dem Autor und Politikwissenschaftler Martin Schäuble verfasste politische Roman lässt seine drei Hauptpersonen jeweils in einzelnen, chronologisch gegliederten Kapiteln multiperspektivisch zu Wort kommen:

Die erste Perspektive ist die Fanas, einer jungen Äthiopierin, die genau weiß, was sie will. Ihr platzt aufgrund der Aufgabe, den Lebensunterhalt ihrer Eltern zu sichern, der Traum von einem Medizinstudium in ihrem von Hunger und Armut geplagten Heimatland. Ihre Chefin, die großes Potenzial in Fana sieht, organisiert und finanziert ihre Flucht nach Deutschland, wo sie trotz der politischen Umstände mehr Chancen für die junge Frau vermutet. In Deutschland angekommen, lebt Fana in der letzten dort existierenden Flüchtlingsunterkunft.

Die zweite Perspektive ist die Antons, eines Pflichtwehrdient leistenden, jungen deutschen Mannes, der sich als Sympathisant der Nationalen Alternative blauäugig in deren Dienst stellt. Er identifiziert sich mit der Partei und hinterfragt Zuwanderungsverbote, privatisierte Arbeitslosenhilfe und die abgeschaffte Schulpflicht nicht. Für seinen Offizier Stahlke ist er deshalb genau der Richtige für einen – an den Fall Franco A. erinnernden – terroristischen Geheimauftrag im Dienst der „Neuen Nationalen Alternative“, einer radikalen Untergruppe der Nationalen Alternative.

Als Anton seinen geheimen Auftrag in einem Munitionsbunker der Kaserne erhält, wird das Szenario von seinem besten Freund Noah heimlich aufgezeichnet (womit die dritte Hauptperspektive bezeichnet wäre). Dieser, ebenfalls Pflichtwehrdienstleistender, erweist sich im Verlauf der Geschichte als Kritiker der Nationalen Alternative und als Untergrundkämpfer gegen die aktuelle Regierung und deren Politik. Deshalb will er Antons Auftrag vereiteln.

Die Sichtweise des Romans auf die aktuelle politische Lage und ihre von ihm weitergesponnenen möglichen Folgen spiegeln sich besonders im Titel des Buchs wieder, der die Untergrund-Organisation „ENDLAND-Leaks“ ‚zitiert‘. Der Roman folgst insgesamt dieser kritischen Sicht auf die nationalkonservative, wie gesagt an den rechten Flügel der AfD erinnernde Politik. Dies reiht sich ein in den Kontext Martin Schäubles zuvor veröffentlichter Werke „Black Box Dschihad“ (2011) und „Zwischen den Grenzen“ (2012) , die zeigen, dass es ihm ein Anliegen ist, politische Themenkomplexe an die jungen Leser*innen heranzutragen und diese zu kritischer Reflexion anzuregen.

Hierbei schreibt der Roman den einzelnen Charakteren allerdings sehr vereinfachte und klar definierte Rollen zu, durch die die aktuellen, konträren Positionen innerhalb der Gesellschaft, insbesondere zum Umgang mit nach Deutschland geflüchteten Menschen, etwas holzschnittartig widergespiegelt werden. Diese Einfachheit zeigt sich auch in der Sprache: Sie ist von kurzen Sätzen mit einfachem Aufbau geprägt – ein nicht immer überzeugender Versuch, sich eines jugendgerechten Jargons zu bedienen. Durch die gewählte Erzählweise wirkt es zudem stellenweise, als wolle der Erzähler die jugendlichen Leser*innen belehren.

Doch trotz dieser kleineren Schwächen ist „ENDLAND“ ein gelungener Jugendroman. Der politische Kern des Buchs macht es lesenswert, da es einen guten Zugang zu aktuellen politischen und moralischen Fragen bietet. Es regt zu kritischem Denken an und ermöglicht durch die Perspektivwechsel ein sehr spannendes Leseerlebnis.


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