Leseprobe „Wer morgens lacht“
Mit unserer Großmutter anzufangen, der Mutter unserer Mutter, wäre natürlich das Einfachste, es bietet sich an, doch zugleich begebe ich mich damit auf dünnes Eis. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das alles so war, wie ich damals annahm, es ist möglich, aber es könnte auch anders gewesen sein. Ich weiß oft nicht, wo die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit verläuft, zwischen wahren und eingebildeten Gefühlen, manchmal sogar nicht zwischen wahren und eingebildeten Ereignissen. Wo es bei anderen Menschen eine Trennungslinie zu geben scheint, ist diese Grenze bei mir, glaube ich, eher eine verwischte Schlangenlinie, eine Grauzone, in der ich mich rettungslos verirren könnte, wenn ich nicht aufpasse.
(S. 36)