Drvenkar, Zoran (Text) und Martin Baltscheit (Illustration): Zarah - Du hast doch keine Angst, oder?
Das Monster ABCD
von Eric Frenken (2007)
Monster lauern überall. Sie lauern in dunklen Gassen, unterm Bett, im Schrank, im Keller und erst recht natürlich im Wald. Genau dorthin planen die vier Freundinnen Anke, Berit, Cordula und Dorothea heute zu gehen und fragen ihre „eine Freundin dazu“, ob sie sich gemeinsam mit ihnen in das große Abenteuer stürzen will. „Du hast doch keine Angst, oder?“ Zarah, das Mädchen mit dem feurigen Blick, hat tatsächlich keine Angst und begleitet die Vier in den düsteren Wald.
Der Wald erscheint unheimlich und gespenstisch. Moos überwuchert den Boden, und umgefallene Bäume versperren den Weg. Kein Mucks ist zu hören, außer dem Zwitschern eines Vogels. Büsche nehmen im Dämmerlicht die Gestalt von Skelettmännchen, Krokodilen, Wölfen und anderen gefährlichen Wesen an, der Wald wirkt lebendig, seinen überall wachenden Augen scheint nichts unbeobachtet zu bleiben.
Nach außen hin furchtlos, stapfen die vier Freundinnen plappernd los. Zarah aber horcht der Totenstille des Waldes und schweigt. Inspiriert von der unheimlichen Umgebung, beginnen die Mädchen Schauergeschichten zu erzählen, wie die vom Räuberhauptmann Raddek, der einst an einem Baum aufgeschnürt wurde und nun immer noch dort baumeln soll. Wie es scheint, wollen sie Zarah Angst einjagen. Sie lassen ein kleines Eichhörnchen zum Baumtroll Ogill, eine Kröte zum Schlammfresser Feggel und immer mehr harmlose Tiere zu gruseligen Monstern mutieren. Aber Zarah ist das alles egal, sie sagt bloß „Ach“, denn sie hat keine Angst.
Als unerwartet eine Schafherde – oder war es der Lindwurm Raskoff? – zu blöken beginnt, bekommen es die vier Freundinnen selbst mit der Angst zu tun und rennen schreiend, ohne auf Zarah zu achten, davon. Vom Schrecken erholt, bleiben sie schließlich stehen und stellen erstaunt fest, dass Zarah weg ist. Sie beginnen sich Sorgen zu machen und malen sich aus, welch unheimlichen Monstern das Mädchen zum Opfer gefallen sein könnte. Doch wie sich herausstellt, kommt die kleine Zarah hervorragend alleine zurecht.
Auf 72 Seiten erzählt Zoran Drvenkar in diesem raffinierten, ungewöhnlichen Bilderbuch die Geschichte der furchtlosen Außenseiterin Zarah und den vier gemeinen Freundinnen, die Zarah in Angst versetzen wollen, am Ende aber selbst die Hosen voll haben. Martin Baltscheit illustriert die Geschichte mit fantasievoll-schaurigen Bildern. Bäume und Büsche wirken wie Ungeheuer, Tiere lässt er wie Bestien aussehen, und selbst die vier Freundinnen nehmen die Gestalt von kleinen bösen Monstern an. Doch während die Ungeheuer des Waldes sowie die Umgebung in dunklen Farben und Brauntönen dargestellt werden, heben sich die vier kleinen Biester farbenfroh davon ab. Zarah mit ihren langen schwarzen Haaren wirkt im Gegensatz zu ihrem liebevollen Charakter in den Illustrationen sogar eher finster. Nichts ist, wie es scheint! Oder doch? Vor welchen Monstern muss sich Zarah in Acht nehmen?
Boshafte Mädchen können Zarah sicherlich nicht ins Bockshorn jagen! Zarah hat nämlich keine Angst vor den ‚Monstern’ aus dem Wald, weil diese überraschender Weise bei ihr zu Hause auf sie warten, sich auf sie freuen, sie trösten und vor den wirklich gemeinen Monstern beschützen wollen. Auch der Schlammfresser Feggel und der Baumtroll Ogill wohnen mit Zarah unter einem Dach und sind genau wie die anderen Wesen um Zarahs Wohlergehen bemüht. Sie wärmen mit einem Feuer die Wohnung, lassen Zarah ein Bad ein und servieren ihr Tee und Eierkuchen. Nur der Räuberhauptmann Raddek ist nicht zu Hause. Wie es scheint, ist er wirklich im Wald und möchte den wahren vier kleinen Monstern einen Schrecken einjagen.