Leseprobe „Brüder“
Über die Waschmaschine hinweg kletterte ich in die Wanne. Es war nicht mehr viel Platz. Im Tiefen standen meine Brüder und schäumten sich ein. Ich konnte stehen, wo man eigentlich sitzen sollte, und auch da musste ich noch ein bisschen über Bord hängen. Es würde eine gefährliche Reise werden, das wusste ich. […] Die Seife war schon gefallen. Meine Brüder tauchten ihr nach. Sie wagten ihr Leben. Es ging um alles oder nichts. Wenn sie den Schatz fanden, würde ihnen das Glück zulachen. Sie waren nur ein paar Sekunden unterm Meer, da kam das Glück bewaffnet aus dem Wohnzimmer. Die ganze Zeit, solange die Hinterteile meiner Brüder aus dem Wasser ragten, standen unsere Mutter und die Freundin, die wir noch nie gesehen hatten, neben der Badewanne und bissen sich auf die Lippen. (S. 105f.)