Doyle, Brian: Boy O´Boy
Buz soll sich mal beeilen!
von Lena Hopp, Nina Schmitz und Heidi Schönowsky (2006)
Es ist Sommer 1945 in der kanadischen Stadt Ottawa. Die Soldaten kehren heim und die Menschen tanzen und küssen sich auf den Straßen. Freude und Aufbruchstimmung liegen in der Luft. Nur die „Papineau Street“ wartet noch auf ihren Heimkehrer Buz – und auf bessere Zeiten ...
In Nummer drei wohnt Familie O´Boy, „da wird geschrien und gebrüllt“. Denn Vater O´Boy ist ein unberechenbarer Trunkenbold und seine schwangere Frau komplett überfordert. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt ihrem behinderten Sohn Phil. Und dann gibt es da noch Martin, genannt „Boy O´Boy“, den Zwillingsbruder von Phil, der allen durch sein gutes Aussehen auffällt.
Der Ich-Erzähler Martin beschreibt in „Boy O´Boy“ eindrucksvoll die Atmosphäre seiner Heimatstadt. Der Leser erfährt genau, wohin Martin geht, was er sieht und hört und mit wem er sich trifft. Durch diese authentischen und detailgetreuen Beschreibungen hat der Leser das Gefühl, gemeinsam mit ihm durch die Straßen Ottawas zu gehen.
In diesem Sommer singt Martin zusammen mit seinem besten Freund Billy im Kirchenchor, womit er sich ein wenig Taschengeld verdient. Er träumt von einem neuen paar Schuhe, denn seine sind „mindestens einen halben Meter zu lang“ und machen bei jedem Schritt „flapp-schlapp“, was Martin zum Gespött der ganzen Straße werden lässt. Auch für einen köstlichen Eisbecher reicht sein Geld nicht. Bis er auf Mr. George trifft, kann er die Leute nur im Vorbeigehen beim Eisessen beobachten. Und wieso sollte er die Einladung des Orgelspielers ausschlagen? Vielleicht, weil Mr. George nicht der „nette, rücksichtsvolle Mensch“ ist, für den Martin ihn hält?
Martin ist in der Geschichte vollkommen alleine. Alleine mit seinen Problemen, die er nur mit seinem Kater „Cheap“ teilen kann. Seiner Familie kann er jedenfalls nicht von Mr. Georges sexuellem Übergriff erzählen, der sich nachts im Park ereignet. Nach einem Eisbecher mit Schuss nutzt Mr. George die Situation aus, um sich an Martin zu vergehen. „Ach, wäre Buz doch endlich wieder da“. Buz, der starke, verlässliche Freund und Vaterersatz. Auch mit seiner Oma, die Anfang des Sommers gestorben ist, hätte er bestimmt reden können.
Erst als Martin erfährt, dass Mr. George auch mit Billy „ein Eis essen geht“, vertraut er sich dessen Mutter an, um seinen besten Freund zu schützen. Denn dieser hätte sich sicher nicht wie sein Comicheld Billy Batson durch sein Zauberwort „Shazam“ verwandeln und aus dieser Situation retten können. Daraufhin beschließen die beiden Jungen sich zu rächen ...
Genau im richtigen Augenblick kommt der lang ersehnte Buz zurück, um den beiden zu helfen. Für Martin wendet sich so alles zum Guten und dazu bekommt er von einem verrückten Millionär 100 Dollar geschenkt: „sein Eldorado!“
In „Boy O´Boy“ verknüpft der Autor Brian Doyle geschickt die erwartungsvolle Atmosphäre bei Kriegsende mit dem ernsten Thema des sexuellen Missbrauchs. Den wahren Kern des Buches bildet aber vielmehr eine lebendig gezeichnete, nicht ohne Humor erzählte Kindheitsgeschichte. Am Ende des Buches schmunzelt man noch über die angefügte Zusammenstellung der Charakterisierungen aller im Buch auftretenden Personen, die diese außergewöhnliche, manchmal hinreißend komische Geschichte abrunden.
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