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Katzenstein, Leuw von:
Der Schrecken der Ozeane
Weinheim Basel: Beltz & Gelberg 2006
283 S., € 14,90

von Katzenstein, Leuw: Der Schrecken der Ozeane

Hamburger Seemannsgarn

von Eva Neuhaus und Susanne Wieners (2006)

Liebe Leserin, lieber Leser!
Was ist eigentlich ein Rabenonkel? Jemand, der nicht weiß, was er seinen Neffen zu Weihnachten schenken soll? Das denkt jedenfalls Leuw von sich selber, wird aber eines Tages eines Bessern belehrt, als Friedrich ihn beim Frühstück stört und nicht nur sein Rührei verputzt, sondern auch eine wundersame Geschichte erzählt …

… denn vom Rabendasein hat Friedrich eine Ahnung, schließlich ist er selber einer, und zwar ein dreihundertsechzig Jahre alter, sprechender Rabe. Der verdatterte Leuw bekommt als Gegenleistung für das Frühstück eine Geschichte, die so spannend und absurd ist, dass er sie für seine Neffen in neun Briefen aufschreibt und ihnen damit ein ungewöhnliches Weihnachtsgeschenk macht.

Friedrich wurde durch einen Zufall zum „Ersatzpapagei“ des Seeräubers Buckelbert Hansen, besser bekannt als „Der Schrecken der Ozeane“. Auf Anraten seines Glücksrabens nimmt dieser an einem Kochwettbewerb in Hamburg teil, um sich mal wieder den dicken Wanst – seinen Buckel am Bauch – vollzuschlagen. Der Plan misslingt, aber bei dieser Gelegenheit verhilft er den Hamburgern unverhofft zu ihrem neuen „allaliepsen“ Leibgericht: der Hamburger Aalsuppe, gewürzt mit Brackwasser, Spinnen, Seifenlauge, Nasenpopeln und vielen anderen Köstlichkeiten. So gestärkt ist Buckelbert bereit, in guter alter Piratenmanier die SANTA EVA aus dem Hamburger Hafen zu klauen. Die Crew seiner Freibeuter besteht aus lauter nützlichen Leuten: Dem Koch Uwe Schnitzel, dem Steuermann Jochen Blitz, der die komplette Weltkarte auf seiner Piratenhaut tätowiert hat, den sprottenflinken und rotzbösen Schiffsjungen Klaus und Peter Störtebecker und dem Pudel Mr. Smith, der zwar wie ein Elefant trompetet, dessen Nase jedoch Geld aus meilenweiter Entfernung riechen kann. Dazu kommen noch viele weitere ehrbare Seeräuber.

Diese bunt zusammengewürfelte Mannschaft erlebt zusammen viele gefahrvolle, amüsante und fabulöse Abenteuer, die in ihrer Art an die Klamaukgeschichten erinnern, die Käpt’n Blaubär jeden Sonntag in der Sendung mit der Maus seinen Neffen erzählt. In den episodenhaften, ineinander verschachtelten Erzählungen überlisten die Freibeuter um Buckelbert Hansen viele Persönlichkeiten, wie Herzog Henning von Hamburg, oder den Sklavenhändler Ibn Bin Ma Ebn Im Ladn, der im Schiffsbauch eine Ladung gefährlicher Kampfkrokodile versteckt hält – Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich rein zufällig.

Das Erstlingswerk des Autors Leuw von Katzenstein steckt voll Sprachwitz und Ironie. Nicht nur die gleichzeitig skurrilen wie sympathischen Charaktere, sondern auch die teils derbe Sprache tragen das Ihre dazu bei, dass auch dem erwachsenen Leser einige Male ein lauter Lacher entschlüpft. Die cartoon-ähnlichen Federzeichnungen von Thomas Müller karikieren die sonderbaren Hauptfiguren und harmonieren mit der saloppen, teils flapsigen Ausdrucksweise. Die liebevolle Parodierung der Hamburger und ihres Dialektes ist „ohu so wunnerbah“ gelungen und ist es sogar wert, dass dem einen oder anderen Leser erstmal der Appetit auf „Abfallsubbe“ – äh, pardon, “Aalsuppe“ vergeht, obwohl von Katzenstein vorsorglich die Rezepte in den Text eingefügt hat! Auch die Piratenlieder sind glücklicherweise für die Landratten unter uns aufgeschrieben worden.

Die Geschichte, endet mit Buckelberts schlauester Finte: Er liefert sich selber der hübschen Prinzessin Libella aus, erhält somit ihr halbes Königreich und wird als ihr Mann der Prinzgemahl von Portugal.

Junge Leser werden sich von diesem Seemannsgarn gerne einwickeln lassen, denn „Der Schrecken der Ozeane“ ist eine gelungene Seeräubergeschichte, gewürzt mit Aufschneiderei in bester Münchhausen-Manier.

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