Leseprobe „Paradiesische Aussichten“
Ja, alles wäre besser gelaufen, wenn ich ein Junge wäre. Ich hätte ganz viele Kinderfotos von mir, wie die kleine Sarah. Mein Vater hätte mir beigebracht, Tabak zu kauen. Er hätte mir eine Menge unanständiger Geschichten erzählt, die er auf den Baustellen gehört hatte, und hin und wieder hätte er mir auch kumpelhaft auf die Schulter geklopft, nach dem Motto: „Du bist ein guter Junge!“ Ja, ja. Es hätte mir sogar Spaß gemacht, mich immer wieder genüsslich am Sack zu kratzen, um mich meiner Männlichkeit zu vergewissern. Es hätte mir gefallen ein Junge zu sein. Tja, aber ich bin nun mal ein Mädchen. Eine Tussi. Ein Mädel. Eine Ische halt. Irgendwann werde ich mich wohl daran gewöhnen. (S. 129)