Leseprobe „ Endland“
Fana ist sprachlos. Zum ersten Mal, seitdem wir uns kennen, fällt ihr nichts ein. So krass ist das, was ich erzähle. Ich spüre ein paar Regentropfen auf dem Gesicht. Die Wolken ziehen schnell vorbei, kurz sehe ich ein Stück Blau am Himmel.
Fana richtet sich auf und findet dann doch noch Worte. „Und was tust du jetzt?“
„Vor ein paar Wochen war ich noch der richtige Mann für diesen Auftrag. Für mich waren Flüchtlinge Invasoren, Sozialschmarotzer, Volksfeinde.“
„Und jetzt?“
Jetzt kenne ich Menschen wie Fana, wie Ali, wie Aischa und wie Salva. Ich kenne das Lager, den Kühllaster, ich weiß was die Flüchtlinge auf sich nehmen. Und ahne, wie schlimm es bei ihnen zu Hause sein muss, wenn man sich auf so etwas einlässt. Jetzt sind Flüchtlinge kein Punkt im Parteiprogramm mehr. Mit einem Mal sind sie verdammt real. Und ich werde keinesfalls so viele Menschen einfach sterben lassen.
„Und jetzt?“, fragt Fana noch einmal.