Lowery, Mark und Uwe-Michael Gutzschhahn (Übersetzer): Wie ein springender Delfin
Frei sein
von Marieke Gellrich, Marie Kern und Inga Vogt (2017)
Wie gehören eine lange Reise zweier unzertrennlicher Brüder, eine Verfolgung mit der Polizei, eine besonders wichtige Keksdose, Gedichte eines Dreizehnjährigen und die Freiheit eines Delfins zusammen? Sie sind tragende Handlungselemente von Mark Lowerys neuem Roman „Wie ein springender Delfin“.
Mit einer Keksdose im Gepäck begibt sich der dreizehnjährige Martin mit seinem kleinen Bruder Charlie, ohne das Wissen der Eltern, heimlich auf die Reise ans Meer nach St. Bernards. Dort begegneten sie bei ihrem letzten gemeinsamen Familienurlaub einem Delfin. Für den herzkranken Charlie hat der Delfin eine besondere Bedeutung, denn dieser kann sich frei und ausgelassen im Meer bewegen. Ziel der Reise ist es, den Delfin wiederzusehen. Martin hat die Zugreise gut geplant und doch will nicht alles so klappen, wie er sich das vorgestellt hat. Er verliert Charlie und seinen Rucksack mit der Keksdose und muss sich mit Polizist*innen und Schaffner*innen herumschlagen. Und dann drängt sich ihnen noch dieses schräge und etwas gruselige Mädchen auf.
Martin erzählt rückblickend nicht so zuverlässig, wie anfangs vermutet, und es kommt zu einer überraschenden Wendung der Geschichte. Der Roadtrip der beiden Jungen wird durch das zentrale Thema des Romans abgelöst: Wie verarbeitet man den Tod eines geliebten Menschen? Wie unterschiedlich gehen Menschen mit dem Tod um? Der Protagonist in Mark Lowerys „Wie ein springender Delfin“ hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, loszulassen und gibt den anderen Figuren des Romans die Möglichkeit, es ihm gleichzutun – und dabei spielt die Keksdose keine unwesentliche Rolle.
Durch Uwe-Michael Gutzschhahns humorvolle und zugängliche Übersetzung gelingt es der Leser*in, sich gut in die Figuren des Romans einzufühlen, und so wird sie nicht mit dem Unerwarteten allein gelassen. Eine weitere Besonderheit des Romans sind die vor jedem Reiseabschnitt eingefügten Gedichte von Martin, die seine Gedanken und Gefühle ausdrücken.
Die mitreißende Geschichte bringt Jugendlichen verschiedene Seiten des Lebens, wie die herzliche, innige und beschützende Beziehung zweier Geschwister oder auch den Verlust eines geliebten Menschen, näher. Denn den Tod zu akzeptieren bedeutet nicht, den verstorbenen Menschen zu vergessen, sondern loszulassen und frei zu sein. „Wie ein springender Delfin“ ist ein empfehlenswerter Roman, der handlungsreich ist und im Rückblick eine anspruchsvolle Darstellungsebene aufzeigt, wodurch sich eine bunte, lesenswerte Mischung für ein breites Publikum ergibt.
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