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Heidelbach, Nikolaus:
Schornsteiner
Weinheim [u.a.]: Beltz & Gelberg 2017
47 Seiten
€ 14,95
Illustriertes Kinderbuch ab 7 Jahren

Heidelbach, Nikolaus: Schornsteiner

Eine Reise ins Ungewisse oder Woher das Glück kommt

von Sophie Kruse, Jacqueline Nowak, Konstanze Schöningh (2017)

Woher weiß ein Talisman, wem er Glück bringen soll? – Die Antwort darauf suchend, begibt sich der kleine Talisman mit dem sprechenden Namen Schornsteiner auf eine im doppelten Sinn fantastische Reise. Diese führt ihn, begünstigst durch als Kausalität daherkommende Zufälle, mitten in die – zumindest laut Selbsteinschätzung – schönste Stadt Deutschlands, also nach Köln und noch dazu in die Arme seines neuen Schützlings, eines kleinen Kindes namens... Dabei begegnet Schornsteiner auf jeder seiner Reiseetappen einem mehr oder minder kleinen Mädchen, das ihn ein Stück näher an sein Ziel bringt. Das Problem dabei ist nur, dass Schornsteiner seine Lebendigkeit verstecken muss, um seine Tarnung als lebloses ‚Glücksbringerdings‘ vor den ach so rationalen Menschen aufrechtzuerhalten, denn schließlich gibt es ja ‚in Wirklichkeit‘ gar keine „Talismänner“ – und überhaupt: „was ein Glücksbringer macht, soll man nicht sehen, man soll es glauben“ (S. 9).

Der für seine im doppelten Wortsinn fantastischen Bilderbücher bekannte Nikolaus Heidelbach zeichnet in „Schornsteiner“ neben dem Text auch wie üblich für die Bilder verantwortlich, die die erzählte Geschichte und die Charaktere ausdrucksstark widerspiegeln, den präzisen und zugleich von sprachspielerischem Humor strotzenden Erzähltext teilweise anreichern und ergänzen oder diesem teilweise auch kontrapunktisch gegenüberstehen. Dabei sucht man trotz aller zuweilen anzutreffenden Skurrilität der Charaktere Stereotype bei Heidelbach erfreulicherweise vergeblich. Stattdessen finden sich individuelle und eigensinnige Figuren, die auf die Leser*innen durchaus auch Antipathie ausstrahlen können. So kann die Hauptfigur nicht nur mit verniedlichenden Attributen beschrieben werden, vielmehr ist sie auch von Eigenwilligkeit und Selbstüberzeugung geprägt: Dabei verleihen Schornsteiners oftmals grantige und patzige Bemerkungen der Geschichte Humor und einen Schuss Abgründigkeit. Und gerade diese extrovertierte ‚realistische‘ Darstellung der Figuren stellt den für die Leser*innen reizvollen Kontrast zu den magischen Momenten der Geschichte dar.

Resümierend kann festgehalten werden, dass der anspruchsvoll-abgründige Text-und Bild-Erzähler Heidelbach auch bei „Schornsteiner“ seiner Motivation treu bleibt, „Schrecken und Komik zu verbinden“, wie er es einmal in einem Interview ausdrückte: „Schornsteiner“ besticht durch das Zusammenspiel von Magie, Eigenwilligkeit und Komik. Und wer bereit ist, sich gemeinsam mit dem kleinen, aber selbstbewussten Talisman auf eine Reise ins Ungewisse zu begeben und auch vor einem klein wenig ‚komischen Schrecken‘ nicht zurückschreckt, findet mit „Schornsteiner“ die ideale (Vorlese-)Lektüre.

 

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