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Kerner, Charlotte:
Geboren 1999
Weinheim u. a.: Beltz & Gelberg 2000
(Erstauflage 1989)
168 S., € 6,90
Geboren 1999
BRD 1992
Regie: Kai Wessel
Länge: 90 Min
Videokassette auf Anfrage beim Südwestfunk Baden-Baden

Sammelrezension „Geboren 1999 – Buch und Film“
Kerner, Charlotte: Geboren 1999

„Ich weiß nicht, woher ich komme ...

von Sabine Elias (1998)

... warum es mich überhaupt gibt. Ich bin Karl Meiberg. Doch das ist nur ein Teil von mir, da bin ich ganz sicher. Den anderen Teil muss ich auch noch finden, aber nach fast 17 Jahren wird das nicht leicht.“ Nein, leicht wird es wahrlich nicht für Karl. Getrieben von dem Verlangen, das „Puzzle seiner Herkunft“ zu lösen, begibt sich der adoptierte Junge auf eine Odyssee der Ungewissheit und Angst. Was zunächst wie eine Identitätskrise in der Adoleszenz erscheint, wird in „Geboren 1999“ zu einer Zukunftsvision, bei der gegenwärtige Entwicklungen in der Fortpflanzungsmedizin mit einer erschreckenden Schärfe beobachtet und weitergedacht werden. In-vitro-Fertilisation und Leihmutterschaft sind im 21. Jahrhundert zur gängigen Praxis geworden, die Klonierung menschlicher Embryonen steht nicht mehr im Kreuzfeuer der Kritik. Gen-Schutz ist Thema Nummer eins, insbesondere für diejenigen Eltern, die sich trotz Umweltgiften und AKW-Störfällen einen Kinderwunsch erfüllen wollen. „Je früher eingefroren, desto unbelasteter sind die Keimzellen.“

Für Karl wird dieser Fortschritt bittere Wahrheit, er selbst zum „Golem des 21. Jahrhunderts“. Seine genetischen Eltern entpuppen sich als Ei- und Samenspender, die einander nie gekannt haben und die nicht einmal wissen, dass Karl existiert. „Mich haben sie im Glas zusammengerührt“, pointiert Karl sarkastisch. Verzweifelt und innerlich zerrissen, begibt er sich auf die Suche nach seiner Leihmutter: „Sie sollte es sein, die ihn zusammenhielt.“ Doch vergeblich: Im Forschungslabor von Professor Wald muss Karl eine grausige Entdeckung machen: seine ,Mutter’ ist eine Maschine aus Stahl, Glas und Kunststoff, ein künstlicher Uterus, in dem erstmals die vollständige Aufzucht eines Menschen außerhalb des Mutterleibes gelang. „Noch nie hatte jemand eine kältere Mutter gehabt als er, der Kalte Karl."

„Ein (Alp-)Traum wird wahr – der Retortenmensch“ – so heißt dann zunächst auch die Überschrift des Zeitungsartikels, in dem Franziska Dehmel vier Wochen nach Karls Verschwinden seine Geschichte verarbeitet. Die Journalistin hat Karl bei seinen Recherchen maßgeblich unterstützt. Mithilfe von Tonbandprotokollen, Zeitungsartikeln und Karls Tagebuchaufzeichnungen erinnert sie sich an die einzelnen Phasen seiner Suche. Auf diese Weise werden im Buch nicht nur verschiedene zeitliche Ebenen verschränkt, sondern auch unterschiedliche Textsorten miteinander kombiniert. „Geboren 1999“, das 1990 auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis stand, wird so zu einem bemerkenswerten Beispiel für avancierte Erzählformen in der Jugendliteratur. Charlotte Kerner gelingt hier eine – wie sie selbst sagt – „neue Verbindung [...] zwischen kritisch-journalistischem Schreiben und psychologischem Roman“.

Leseprobe

Leihmutterschaft, Ei-Spenden, Embryotransfer und das Klonen von Menschen sind ebenfalls Themen von „Duplik Jonas 7“. Birgit Rabisch führt in diesem „Roman zur Gentechnologie“ eine Gesellschaft vor, in der die Reagenzglaszeugung zur Pflicht geworden ist und geklonte Menschen als ‚Ersatzteillager’ für ihre genetischen Zwillinge benutzt werden. Gesellschafts- und wissenschaftskritische Momente in Verbindung mit einer spannenden Handlung und die nicht allzu komplexe Erzählstruktur machen das Buch für jugendliche Leserinnen und Leser attraktiv.

Rabisch, Birgit:
Duplik Jonas 7
München: dtv 1996.
(dtv pocket plus 78081)
192 S., € 6,50.