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Titelbild
Mühlenweg, Fritz:
Nuni
Mit einem Nachwort von Ekkehard Faude.
Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner.
Lengwil: Libelle 2001.
(Erstausgabe 1953)
144 S., € 16,80.

Mühlenweg, Fritz (Text) und Rotraut Susanne Berner (Illustration): Nuni

Eine Reise mit den Sternen

von Anja Corsten und Hanneke Reuter (1998)

„Ich möchte sehen, wo der Murmelbach entspringt“, sagt Nuni. „Wenn du größer bist“, vertröstet die Mutter, „darfst du in den Wald gehen. Jetzt bist du noch klein. Gehe lieber in den Garten und spiele.“ Aber den Garten kennt Nuni schon. Trotz des Verbots der Mutter spielt Nuni an der Straße und wird von einem Mann in ein Auto gelockt. Als er sie nicht in der „Stadt der kinderlosen Wilden“ verkaufen kann, setzt er sie in der Wüste „Einerlei“ aus.

Hier beginnt Nunis fantastische Wanderung zurück nach Hause, bei der sie – auf sich selbst gestellt – groß werden kann. Auf ihrem langen Weg durch Wüsten und Wälder, über Berge und Seen begegnet Nuni den Sternbildern Schwan, Großer Bär, Löwe und vielen anderen, die sich in die jeweiligen Tiere und in mythische Wesen verwandeln. Diese wunderbaren Helfer unterbrechen für kurze Zeit ihr „Wettrennen“ im Kosmos, um Nuni auf ihrem Weg nach Hause zu führen. „Ich bin für eine Hundertstel-Sternensekunde beurlaubt, damit ich dich durch dieses Gehölz trage“, sagt der Große Bär. Am Ende der Reise entdeckt Nuni die Quelle des Murmelbachs und kehrt, barfuß und mit zerzaustem Haar, selbstbewusst und zuversichtlich nach Hause zurück.

„Die Geschichte eines langen Heimwegs, bei dem die Sterne halfen“, so der Untertitel der Erstausgabe von 1953, war zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten, doch nun ist „Nuni“ wieder in den Bücherregalen zu finden. Das Anziehende dieser Geschichte liegt in ihrer Leichtigkeit, ihrem sprachlichen Witz und ihrer Wortgenauigkeit, die den Lesenden und Zuhörenden Vergnügen bereiten. Beeindruckend ist die mühelose Vermittlung philosophischer Inhalte. So geht es z. B. um Zeit, wenn der Schwan Nuni den rechten Weg im Wald „Immergrün“ erklärt: „Im Osten ist eine Wiese mit herrlichen Blumen. Die Wiese heißt ,Morgen’, und jeder, der die Blumen sieht, möchte sie pflücken. Sie duften süß, aber sobald man sie berührt, verwelken sie. Das ist traurig. Wer das erfahren hat, muss in einem fort weinen, und dann findet er nicht in den Wald Immergrün zurück.“

Rotraut Susanne Berners perfekt-naive Illustrationen entsprechen der märchenhaften Erzählung genau. Und obwohl die Sternbilder groß vor Nuni aufragen, spiegeln ihre Gesichter Fürsorge und Respekt vor dem kleinen Mädchen wider. Diese Erzählung ist – wie wir finden – eines der schönsten Bücher für Kinder und Erwachsene.

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