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Titelbild
Dubelaar, Thea:
Das Experiment
Aus dem Niederländischen von Silke Schmidt
Würzburg: Arena 1996
(Arena Life 2569)
184 S.

Dubelaar, Thea: Das Experiment

Störsender im Kopf

von Störsender im Kopf (1998)

Laurens ist ein wahrer Glückspilz. Eben noch völlig pleite, bekommt der 14-jährige Schüler überraschend einen sehr gut bezahlten Job angeboten. Er soll an zwei Abenden in der Woche auf die Computer und Apparate des Wissenschaftlers Marco aufpassen. Monatelang bemerkt Laurens nicht, dass er in Wahrheit ein „Versuchskaninchen“ ist. Denn Marco, Psychologe und Anthropologe, experimentiert mit menschlichen Gedanken und Gefühlen, versucht, sie zu speichern, zu analysieren und in die Gehirne anderer Menschen zu übertragen – so in das Gehirn seines Probanden Laurens.

Und Laurens beginnt zu träumen – jede Nacht, nachdem er bei Marco auf die Geräte aufgepasst hat. Er träumt intensiv die Erlebnisse, Gefühle und Gedanken fremder Personen, die ihn auch dann nicht verlassen, wenn er wieder aufwacht. In seinen Träumen ist er die fremde Person: ein um seinen toten Bruder trauernder Junge, ein naiver und glücklicher illegaler Einwanderer, ein armes, hart arbeitendes Mädchen in einem Entwicklungsland und beinahe auch ein brutaler Vergewaltiger. Teile dieser fremden Personen bleiben in ihm haften – Laurens verändert sich langsam. Als er schließlich Marcos „Experiment“ durchschaut, ist es fast schon zu spät: Laurens ist süchtig nach all den fremden Empfindungen, sein eigenes Leben erscheint ihm blass und fade.

Die holländische Jugendbuchautorin Thea Dubelaar beschreibt ‚virtual reality’ einmal ganz anders. Sie thematisiert nicht das Eintauchen in erkennbar künstliche und abenteuerliche cyberspaces, sondern in authentische und realistische Lebenswelten anderer Menschen. Dubelaar lässt Laurens als Ich-Erzähler die Faszination schildern, fremde Leben zu leben – aber auch seine Verwirrung und seinen Schrecken, als er erkennt, dass er durch diese technischen Manipulationen am Ende seine Identität zu verlieren droht.

Wie jedoch das „Experiment“ letztlich technisch vonstatten geht, darüber schweigt sich die Autorin leider aus. Und die Hinweise, die sie gibt, werden die jugendlichen Leserinnen und Leser alles andere als zufrieden stellen. Interessant bleibt „Das Experiment“ jedoch vor allem deshalb, weil der Roman der Thematik der Identitätsfindung Heranwachsender eine neue, virtuelle Variante hinzufügt.

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