Leseprobe „Der Sommer am Ende des Jahrhunderts. Roman“
Der erste Feuerwerkskörper tauchte das Tal ohne jede Vorankündigung in ein violettes, dann in ein gelbes und schließlich in ein grünes Licht. Während wir im Schneidersitz auf unseren Decken saßen, beobachteten wir, wie das Leuchtpulver seine Bahnen über den Himmel zog, zu Baumwipfeln explodierte, die sich sofort wieder auflösten und gewissermaßen als Vorboten des Herbstes brennendes Konfetti herabregnen ließen. Wir sahen Licht, Explosionen, Rauch. Ich musste an Iole und Großvater denken, an Flugzeuge und Stanniolstreifen – daran, welche
Flugzeuge das wohl gewesen waren: B-52S, Big Ugly Fat Fellows? Daran, ob ich Luna versprochen hätte, sie zu heiraten. Daran – aber das denke ich heute! –, wie gern ich in diesem Moment bewusst wahrgenommen hätte, welchen Samen dieser Sommer in mich gelegt hatte und was noch alles daraus erwachsen würde. Ich hätte es gern gewusst, um es zu genießen, um darüber zu staunen. Aber so funktioniert das nun mal nicht: Das Leben hat keine Untertitel und auch kein Prequel: Es besteht ausschließlich aus verschwommenen Momentaufnahmen.
(S. 334)