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Titelbild
Ferdjoukh, Malika:
Wie verliebt man seinen Vater?
Aus dem Französischen von Hans-Georg Noack
Frankfurt a. M.: Fischer 2004
(Fischer Schatzinsel 80467)
(Erstausgabe 1996)
128 S., € 5,90

Ferdjoukh, Malika: Wie verliebt man seinen Vater?

Papasitter gesucht!

von Stephan Kohler (2001)

Einkaufen, kochen, putzen, waschen – all diese Aufgaben erledigt der zehnjährige Julius seit dem Tod seiner Mutter allein. Denn sein zerstreuter Vater interessiert sich viel mehr für das Entwerfen von Raketen und Satelliten als für irgendetwas anderes, geschweige denn für den Haushalt. Julius macht das nicht sonderlich viel aus, schließlich kann er genau so gut bügeln wie Kirschtörtchen backen. Als der chaotische Papa aber eines Abends die Wohnung erst fast abfackelt und anschließend überflutet, platzt Julius der Kragen: „Ich kann nicht mein Leben lang deine Mama spielen, Papa.“ Mit seiner besten Freundin Elsa kommt er zu dem Schluss, dass Papa Philippe eine Frau braucht, die ihn unter ihre Fittiche nimmt. Papa muss heiraten! Aber: Wie verliebt man seinen Vater überhaupt? Das gestaltet sich nämlich gar nicht so einfach, denn der gute Mann sitzt den ganzen Tag vor dem Computer und hat daher keine Zeit und keine Augen für Frauen.

Auf amüsante Art und Weise und mit unverkennbarem kindlichem Charme erzählt Malika Ferdjoukh von den Versuchen des kleinen Julius, eine Frau für seinen Vater zu finden. Da wäre zum Beispiel die hübsche Marietta mit den vielen verschiedenen Frisuren aus der Bäckerei oder die nette Vertretungslehrerin mit der Holzpapageienkette. Leider scheitern alle Verkupplungsversuche, weil sich Papa Philippe einfach zu tolpatschig anstellt. Doch da gibt es noch die wunderschöne und geheimnisvolle Nachbarin Dominique, aber mit der liegt der Vater gerade fürchterlich im Streit ...

Das 1993 in Frankreich mit dem „Grand Prix du Roman Jeunesse“ ausgezeichnete Buch besticht trotz einiger Stereotype durch seine Sprach- und Situationskomik. Die vertauschten Vater-Sohn-Rollen sowie überraschende und ironische Wendungen tragen zum Witz des Buches bei, das 1994 mit dem „Prix Beaugency“ zum lustigsten Kinderbuch des Jahres gekürt wurde. Die Übersetzung von Hans-Georg Noack trifft vorzüglich den Ton des französischen Originals.

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