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Titelbild
Schmidt, Almut Tina:
Meinen Namen weiß Oma schon lange nicht mehr
Berlin: Elefanten Press 1999
192 S.

Schmidt, Almut Tina: Meinen Namen weiß Oma schon lange nicht mehr

Leben mit einer ‚verrückten’ Oma

von Andrea Wassenberg (2001)

„Was ist das Gute an Alzheimer? Antwort: Du triffst jeden Tag neue Leute.“ Über diesen Witz in der Schülerzeitung muss Julia zuerst lachen, dann aber regt er sie ziemlich auf. Denn bei ihr zu Hause dreht sich alles um die verwirrte Oma, bei der sie wirklich manchmal Monika, Zita oder Ulrike heißt.

Früher, als die Großeltern noch auf dem Land lebten, besuchte Julia sie gerne zusammen mit ihren Eltern, ihrer großen Schwester Jennifer und dem kleinen Bruder Jonas. Opa erzählte lustige Geschichten von Onkel Leopold, dem Weltenbummler. Oma buk ihre einmaligen Butterkekse und regelte den Haushalt wegen ihrer beginnenden Schusseligkeit mithilfe von Merkzetteln. Nach Opas Tod jedoch kommt Oma nicht mehr alleine zurecht. Die Familie entschließt sich, die Großmutter aufzunehmen. Diese sorgt wegen ihrer zunehmenden Verwirrtheit und Vergesslichkeit nun regelmäßig für kleinere und größere Katastrophen, die nach einiger Zeit gar nicht mehr komisch wirken und zunehmend zur Belastung werden. Sie ist nicht mehr die Oma von früher, die den grünen Daumen hatte. Die von ihr versorgten Pflanzen haben nun mit Überschwemmungen oder Dürreperioden zu kämpfen. Schnell und heimlich werden an Stelle der von Oma versalzenen Butterkekse neue gebacken, damit sie ihren Fehler nicht bemerkt. Ein Kaufhausdetektiv muss mühsam davon überzeugt werden, dass die alte Dame mit den Smarties in der Tasche einfach nicht weiß, was sie tut. Immer wieder gerät die Familie in Panik, weil Oma plötzlich verschwunden ist ...

Mit den Gefühlen der Unsicherheit, Trauer und Angst haben alle in der Familie zu kämpfen. Lange Zeit ist unklar, warum die Großmutter sich so stark verändert und allmählich ihre Persönlichkeit zu verlieren scheint. Zunächst gelingt es noch mit vereinten Kräften, Geduld, Liebe und persönlichen Einschränkungen, den Alltag auf Oma einzustellen. Die permanenten Belastungen und Probleme werden immer gravierender. Die Situation wird für alle Familienmitglieder unerträglich, so dass am Ende nur noch die Suche nach einem Heimplatz bleibt.

Die Autorin Almut Tina Schmidt lässt Julia rückblickend von der Zeit mit ihrer kranken Großmutter erzählen. Das Buch ist episodisch strukturiert, wobei sich lebendige Dialoge und reflexive Passagen abwechseln. Verständlich und einfühlsam wird so dem Leser ein vielseitiges, realistisches, aber nicht deprimierendes Bild aller Sorgen, Nöte und Veränderungen beschrieben, die durch das Zusammenleben mit einem von Alzheimer betroffenen Angehörigen entstehen können. Wegen seiner erklärenden und Mut machenden Art dürfte das Buch besonders diejenigen Leser ansprechen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

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