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Alles andere als gewöhnlich: Ein mitreißender Fantasyroman für mehr Diversität im Bücherregal!

von Anneke Maurer (2024)

Ein Höllenhund zum zwölften Geburtstag? Das ist einer der Vorzüge, wenn man – wie Nichole Blake – kein gewöhnliches Kind ist. Als Manifestorin gehört Nic, genau wie Vampire und Werwölfe, zu den „Ungewöhnlichen“. Das bringt allerdings nicht nur Vorteile mit sich, denn durch eine Anhäufung aufwühlender Ereignisse gerät Nics Welt plötzlich aus den Fugen: Düstere Prophezeiungen, unversehens auftauchende Familienmitglieder und eine Gefahr nach der anderen prasseln auf sie nieder. Gemeinsam mit ihrem besten Freund JP und Alex, ihrem Zwillingsbruder, muss sich Nic auf eine gefährliche Reise quer durch die USA begeben, um ihren Vater zu retten. Wird es ihr gelingen, bevor sein Gedächtnis gelöscht wird?

Angie Thomas, bekannt durch ihren Bestseller The Hate U Give, beweist mit Nic Blake – Die Prophezeiung der leuchtenden Welt erneut ihr erzählerisches Talent. In diesem ersten Teil der Nic-Blake-Reihe entwirft sie eine faszinierende Welt voller Magie und Abenteuer, die vor allem Harry-Potter-Fans begeistern wird: Fantastische Figuren wie der furchteinflößende und doch unerwartet menschliche Hairy Man Junior, eine sprechende Eisenbahn und die Tochter des Teufels höchstpersönlich begegnen den drei Kindern auf ihrem aufregenden Abenteuer. Dem Genre Urban Fantasy entsprechend, werden die magischen Elemente in das realistische Setting des modernen Nordamerikas eingebettet. Henriette Zeltner-Shane gelingt es in ihrer deutschsprachigen Übersetzung, dieses Flair beizubehalten.

Erzählt wird die Geschichte mit Nics humorvoller und selbstironischer Stimme, die den jungen Leser*innen ab zehn Jahren sicherlich sofort sympathisch ist. Auch die anderen Figuren sind vielschichtig und charmant gezeichnet, sodass sie den Leser*innen schnell ans Herz wachsen und sie mit ihnen mitfiebern werden. So überzeugt beispielsweise JP durch seine herzliche und überoptimistische Art. Dass auch er sein Päckchen zu tragen hat, lässt ihn umso authentischer und nahbarer wirken. Es macht großen Spaß, die Entwicklung der Figuren und insbesondere die Beziehung der Geschwister Nic und Alex im Laufe des Romans beobachten zu können. Dabei werden Gefühle wie (Verlust-)Angst und Eifersucht bedient, mit denen sich junge Leser*innen identifizieren können.

Neben Freundschaft, Familie und Identität thematisiert Thomas auch in diesem Roman Rassismus und die Schwarze Geschichte Amerikas. Bemerkenswert ist hierbei, dass es der Autorin gelingt, diese ernsten und gesellschaftlich relevanten Themen in einen Fantasyroman zu verpacken, der vor allem eins macht: Spaß beim Lesen! Mit Nic Blake und ihren Freund*innen erschafft Thomas darüber hinaus Schwarze Identifikationsfiguren und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer diverseren Literatur für junge Leser*innen. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass dies nicht erklärt oder gerechtfertigt wird, was leider auch in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur noch alles andere als selbstverständlich ist.

Bibliografische Angaben

Thomas, Angie
Nic Blake – Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
München: cbj 2024
396 Seiten
Kinderbuch ab 10 Jahren