Leseprobe „Nenn mich einfach Superheld“
Jannes Mutter starrte mir entgegen, ihr Lächeln klebte etwas schief in ihrem Gesicht.
[…]
„Janne“, flüsterte sie. „Der Junge. Für dich.“ Und sie trat hastig zur Seite, um mich hereinzulassen.
Jannes Zimmer war im Erdgeschoss, wo auch sonst. Sie kam mir im Rollstuhl entgegen. Klapp den Mund zu, befahl ich mir selber. Jetzt. Gerade hatte ich ihrer Mutter meinen Namen genannt und die Hand gegeben.
[…]
Ich warf ihrer Mutter ein Lächeln zu, das mich entschuldigen und ihr zugleich versichern sollte, dass ich ihre Tochter nicht hinter verschlossenen Türen auffressen wollte. Dass Janne immer noch meine Hand hielt, machte mich wahrsinnig. Im Gegensatz zu ihrer Mutter schien sie ein perverse Freude daran zu haben.
[…]
Endlich ließ sie mich los und rollte vor mir her in ihr Zimmer, das genauso war, wie ich mein ein Mädchenzimmer vorstellte. Ein ziemlich großes Bett, auf dem auch zwei schlafen könnten, Bücherregale, ein großer Tisch mit einem gigantischen Monitor. Ich sah mich um auf der Such nach Webcams. Zwei entdeckte ich sofort. Ein weißer Holzschrank, dessen Tür offen stand und die Sicht auf ziemlich viele lange Kleider freigab. Auf der ebenfalls weißen Kommode lag eine Bürste. Mädchen ohne Beine richteten sich offenbar nicht viel anders ein als Mädchen mit Beinen.
(S. 48/49)