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Titelbild
Moeyaert, Bart:
Du bist da, du bist fort
Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler
Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner
München: Hanser 2010
106 Seiten
€ 9,90
Ab 6 Jahren
Kinderbuch

Moeyaert, Bart: Du bist da, du bist fort

Wirklich weg ist nicht so weit

von Nicola Heinen und Simone Rau (2010)

Drei Kinder, zwei schauen vorsichtig hinter einem Baum hervor, das andere Kind lehnt an einem Baum und schaut zur Seite. Auf der Rückseite: Die gleichen Bäume, eine Frau mit einem roten Hut schaut weg. Spielen die Kinder Verstecken? Wohin schaut die Frau? Was verbindet diese vier Figuren auf dem Buchumschlag des Kinderbuches „Du bist da, du bist fort“?

Die Figuren auf dem Umschlag sind Figuren aus den drei Geschichten von Bart Moeyaerts neuem Kinderbuch. Eines der Kinder heißt Nanne. Sie lernt die Frau mit dem roten Hut am See kennen und erfährt, dass deren Tochter in diesem See ertrunken ist. Anfangs denkt Nanne, die Frau würde um ihre Katze trauern, weil sie ein trauriges Lied singt: „Tasja Mei trinkt aus dem See. Sie kommt nie wieder heim.“ Erst auf dem Friedhof kommen die beiden sich näher und denken gemeinsam über den Tod nach. Das zweite Kind ist Luise, deren Vater Alkoholiker ist. Oft streitet er mit Luises Mutter und der Schwester Monika. Eines Morgens ist der Vater weg, und Luise weiß am Anfang nicht so recht, wie sie mit dieser neuen Situation umgehen soll. Auf der einen Seite vermisst sie ihren Vater, möchte auf der anderen Seite jedoch ihre Mutter und Schwester nicht enttäuschen. Das dritte Kind ist Marte. Sie ist Tänzerin und tritt zusammen mit dem Nachbarjungen auf einem Straßenfest auf. Arjan lenkt mit seiner schönen Stimme die ganze Aufmerksamkeit auf sich, und Marte möchte ihn weit weghaben. Einfach weg aus ihrer Gasse, was auch nach dem Fest passiert. Endlich wieder Ruhe für Marte.

In den Geschichten geht es um das ‚Fortsein’ und um das ‚Dasein’. Bart Moeyaert beschreibt, wie man jemanden vermissen kann oder eben auch nicht. Und wie es ist, wenn man nicht so recht weiß, ob man den anderen wirklich vermissen soll. Aus Nannes kindlicher Sicht wird geschildert, wie die Frau mit dem roten Hut mit dem Vermissen und mit der Trauer um ihre Tochter umgeht. Luises ambivalente Gefühle, ob sie ihren schreienden Vater nun vermissen soll oder auch glücklich über seinen Weggang sein soll, werden für Kinder einfühlsam verdeutlicht.

Jede der drei Einzelgeschichten behandelt das Thema ‚Vermissen‘ in ganz unterschiedlichen Situationen. Während die ersten beiden Geschichten die Situationen Tod und familiäre Gewalt direkt in den Blick nehmen, beschreibt die dritte Geschichte genau das Gegenteil: dass es auch Menschen gibt, die man nicht vermisst. Der Ton der ersten und zweiten Geschichte ist sehr melancholisch.. Die dritte Geschichte fällt hingegen aus dem Schema und lässt sich nicht so einfach erschließen. Im Unterschied zu den ersten Geschichten herrscht hier ein freundlicherer Erzählton vor, was auch damit einhergeht, dass nicht mehr ein Erzähler berichtet, sondern mit Marte die Protagonistin selbst. Die farbigen Illustrationen von Rotraut Susanne Berner zieren ein weiteres Mal ein Kinderbuch von Bart Moeyeart. In den einzelnen Geschichten dienen sie alleine oder mit kleinen Zitaten als Überschrift der einzelnen Kapitel und spiegeln die Gefühle und Stimmungen der Hauptpersonen wider. Durch den gleichbleibenden Stil bilden die Illustrationen eine Klammer um alle drei Geschichten.

Insgesamt ist „Du bist da, du bist fort“ ein gelungenes Kinderbuch zum Vorlesen und für Erstleser im Alter ab 6 Jahren.

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