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Vettiger, Susanne:
Das große Glück in der kleinen Schachtel
Eine tierische Liebesgeschichte
Illustrationen von Audrey Marti-Pichard
Zürich: Atlantis/pro juventute 2000
80 S., € 16,80

Vettiger, Susanne (Text) und Audrey Marti-Pichard (Illustration): Das große Glück in der kleinen Schachtel

Der letzte Tag des Sommers

von Kerstin Schmidt (2003)

„Das große Glück“ kann man finden, wenn man eine Geschichte erzählt. Das zumindest wissen Carla und ihr bester Freund, der einarmige Teddy. Wenn der Schlaf nachts auf sich warten lässt, erzählt Carla Geschichten. Sie sind in Streichholzschachteln verstaut, bis sie von ihr zum Leben erweckt werden. So wie auch an diesem Abend:

Schon die erste Begegnung des Raben Victor mit der Kuh Charlotte ändert das Leben dieser beiden Einzelgänger. Für die bisher endlos erscheinenden Stunden des tristen Alltags ist plötzlich ein Partner gefunden, der dieselben Ängste teilt und das Leben bunter zu gestalten vermag. Mit ihrer ausgefallenen Freundschaft erregen Rabe und Kuh das Aufsehen und den Groll der ganzen Tierwelt. Wider alle Konventionen verlieben sie sich ineinander und beginnen, Pläne für das gemeinsame Glück zu schmieden. Einen Sommer lang haben sie Zeit, um einander kennen und schließlich lieben zu lernen. Die letzten Tage verbringen sie in Venedig, der Stadt, in der sie ihren Traum von der unmöglichen Liebe noch leben können. Doch je schwächer die Strahlen der Sonne werden, desto schwächer wird auch das Vertrauen in ihre Liebe. Am letzten Tag des Sommers müssen sie in die Heimat zurückkehren. Dort scheitert schließlich der verzweifelte Versuch, das Unmögliche möglich zu machen – ihre Liebe zerbricht an den Konventionen ihrer Umwelt.

Seite für Seite erzählen die hervorragenden Illustrationen Marti-Pichards die Erlebnisse von Kuh und Rabe. Mal schillernd bunt in einer Traumszene, dann wieder grau in grau an einem Regentag, geben die Farben stets gut die Stimmung wieder. In ihren Collagen hat die Künstlerin Steine verarbeitet, die – teils bemalt, teils unbemalt – die Körper der Tiere darstellen. Diese Collagen könnten durchaus ein eigenständig erzählendes Kunstwerk sein, dennoch ist es erst die Symbiose von Illustration und Erzählung, die dem Buch seinen Zauber gibt.

Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren gedacht, gleichwohl können sich Jung und Alt an der Geschichte und den Illustration erfreuen. Nicht nur der erwachsene Leser wird dabei das Parabelhafte in der Geschichte erkennen, bei der man angenehmerweise nie das Gefühl haben muss, mit erhobenem Zeigefinger eine Moral vermittelt zu bekommen.

Und auch wenn die Liebesgeschichte von Carla und Victor traurig ausgeht, so mildert doch die Rahmengeschichte diese Stimmung. Sie zeigt, wie wertvoll Geschichten sein können und welche Kraft in ihnen liegt: „‚Aber das große Glück, wo ist das hingegangen?’ Teddy schneuzt sich die Nase. ‚Das ist nicht fortgelaufen. Das ist noch hier bei uns. In der Geschichte ist es. Und da bleibt es auch.’“

Leseprobe

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Mittlerweile gibt es von Susanne Vettiger und Audrey Marti-Pichard eine Fortsetzung der Geschichte:

Vettiger, Susanne:
Das Geheimnis der blauen Schachtel
Die 2. Schachtelgeschichte
Illustrationen von Audrey Marti-Pichard
Zürich: Atlantis/pro juventute 2001
60 S., € 16,80