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Titelbild
Bach, Tamara:
Marsmädchen
Hamburg: Oetinger 2003
160 S., € 9,90

Bach, Tamara: Marsmädchen 

Girl from mars

von Claudia Eimermacher (2003)


Miriam ist 15. Sie lebt in „der kleinen Stadt“, in der die Leute im Winter vergessen, dass sie lebendig sind. Im Sommer ist es dort schön, dann reicht es, „wenn man einfach da ist“. Jetzt ist Februar. In Miriams Klasse sind außer Suse und Ines nur „Pferdefotzen“ und „Idioten“. Und seit zwei Wochen ist da Laura, die mit ihrer lockeren, direkten Art Miriams anfängliches Schweigen durchdringt, mit der Miriam Momente erlebt, die stimmen, „Momente wie dicke fette Katzen, die auf der Fensterbank sitzen und die Augen geschlossen haben.“ Wegen der Miriam merkt, „dass es mehr gibt“.

Laura wird Miriams Fee, erfüllt ihre Wünsche, tanzt für sie, küsst sie schließlich. Und ist dann wieder sehr distanziert, bis die beiden mit Phillip, Lauras bestem Freund, ein Wochenende lang in die Großstadt fahren. Hier finden die beiden endlich zueinander und Miriam bleibt nicht länger die letzte Jungfrau. Doch Laura will kein Risiko eingehen, „keiner muss was wissen. Das was es ist, ist nur für uns beide.“ Nach einem langen gemeinsamen Abend verschwindet sie ohne Abschied. Nur ein Brief kommt noch, ohne Absender. Laura ist zurück zu ihrem Vater gezogen. Trotzdem stellt Phillip, der genauso ratlos und traurig ist wie Miriam, fest: „Es wird Sommer. Ganz bestimmt.“

Innere Monologe und von Miriam in Gedanken bissig kommentierte wörtliche Rede dominieren. Miriams Erleben wird so durch präzise Wahrnehmungsbeschreibungen überzeugend und authentisch wiedergegeben.

Die drei Teile des Buches „is there anybody out there?“, „it`s life but not as we know it” und “the big bang” lassen den Fortgang der chronologisch erzählten Geschichte erahnen. Parallel dazu spiegelt sich der Handlungsverlauf in den zitierten Musiktiteln. Textzeilen verrätseln, bieten Raum für Interpretationen. Die Zeilen „and she never told me her name, I still remember the girl from mars” – zu diesem Lied tanzt Laura bei einem der ersten Treffen – deuten das Ende an, ohne es zu verraten.

Liebe ist das Thema des Buches. Dass sie gleichgeschlechtlich ist, wird nicht problematisiert, sondern als ein Aspekt der Identitätsfindung dargestellt. Miriam fragt nach dem „Wer bin ich?“, „Was möchte und brauche ich?“ und „Was bedeuten meine Gefühle?“. Dass ihre Gedanken dabei um ein Mädchen kreisen, ist nebensächlich. Am Rande erwähnt werden nur die Reaktionen ihrer Umwelt, die von zunächst skeptisch letztendlich durchweg positiv sind. „,Und? Habt ihr euch jetzt geküsst?’ Ich nicke. ,Das ist gut’, sagt Ines.“

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