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Titelbild
Desarthe, Agnès:
Lionel wie Karamell
Aus dem Französischen von Anne Braun
Mit Bildern von Véronique Deiss
Frankfurt a. M.: Fischer 2000
96 S., € 4,90

Desarthe, Agnés (Text) und Véronique Deiss (Illustration): Lionel wie Karamell

Das Spiel der großen Fragen

von Caroline Fuchs (2003)

„Müsste es wirklich verboten werden, dass jemand gut aussieht?“ und „Was ist eine Sadistin?“ Lena und ihre beste Freundin Samira spielen jeden Abend auf ihrer Klassenfahrt „Das Spiel der großen Fragen“. Sie unterhalten sich dabei über Wichtiges, das sich meist im Laufe des Tages ergeben hat.

Wichtig ist z.B. die Suche nach dem Verfasser des Liebesbriefes an Lena. Ist es einer der drei Lionels aus ihrer Klasse oder doch Lenas heimlicher Schwarm Pedro? Aber auch die Sorge um Lenas Mutter spielt eine große Rolle. Diese hat zwar nur einen „Wahnsinnsschnupfen“, wie ihr Vater am Telefon sagt, jedoch ist das für die beiden Freundinnen eine todernste Sache.

Den Reiz dieses amüsanten und geistreichen Kinderbuchs machen „les grandes questions“ aus, wie schon der Originaltitel besagt. Die Mädchen versuchen, sich mit ihren Fragen die Welt zu erklären. Das bedeutet vor allem, Aufschluss über Liebe und Freundschaft zu bekommen, so wie Kinder sie sehen.

Agnès Desarthe entfaltet die unterschiedlichen Facetten kindlicher Liebe, indem sie einen Einblick in das Leben der Ich-Erzählerin Lena gewährt. Da gibt es zum einen die unerschütterliche Freundschaft von Lena und Samira, die sich über ihre ersten Schwärmereien für Jungs miteinander austauschen, und zum anderen die starke Liebe zu den Eltern, besonders zur Mutter.

Die Autorin ermöglicht es, sich an der Ernsthaftigkeit, mit der die zwei Freundinnen ihre Fragen und Gedanken erörtern, zu erfreuen. Gerade der kindlich-naive Blick, den die beiden Mädchen während ihrer Gespräche entwickeln, kann einen wirklich zum Schmunzeln bringen. Aber nicht nur Ältere werden beim Lesen ihren Spaß haben, sondern auch für jüngere Kinder entschlüsselt sich diese Sichtweise nach und nach.

Desarthe gelingt es überzeugend, erstes Verliebtsein, Freundschaft und Verlustangst erlebnisreich miteinander zu verbinden. Die Gefühlswelt der Kinder wird authentisch geschildert und das Besondere dieses Buches liegt in Lenas spontanen, ehrlichen Worten und Gedanken.

Leseprobe

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Auch in diesem Roman für Kinder ab 11 Jahren zeigt die Autorin erneut ihr Gespür für einen sensiblen Umgang mit erster Liebe. Der Ich-Erzähler Sebastian verliebt sich in die ‚polyallergische’ Iris und steht damit vor noch ungeahnten Problemen.

Desarthe, Agnès:
Reim für mich, dann küss ich dich
Aus dem Französischen von Eva Ludwig
Frankfurt a. M.: Fischer 2001
(Erstausgabe 1997)
96 S., € 4,40