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Titelbild
Engström, Mikael:
Steppo – Voll die Krise
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer
München: Hanser 2006
282 S., € 13,90

Engström, Mikael: Steppo – Voll die Krise

Shit happens, out of control – das volle Programm

von Danielle Dockendorf und Nicole Schäfer (2006)

Ärger zu Hause, Stress in der Schule und Pech in der Liebe – „voll die Krise…“ Der 14-jährige Stephan, der von allen nur Steppo genannt wird, hat es ganz und gar nicht leicht: Sein Vater ist vor kurzem gestorben, und um seine depressive Mutter muss er ständig Sorgen machen. In der Schule werden seine Noten immer schlechter. Sein Schwarm Tahsin ist in einen 19-Jährigen verknallt – nicht in ihn. Damit nicht genug: Um dem ganzen Gefühlschaos die Krone aufzusetzen, verliebt er sich auch noch urplötzlich in Eva, die Außenseiterin seiner Klasse, die von allen nur „Piss-Amöbe“ genannt wird …
Zum Glück sind da ja noch seine Freunde, oder? Schön wär`s! Aber leider hat jeder gerade mit seinem eigenen Leben zu kämpfen: Der draufgängerische Håkan zum Beispiel vergöttert seinen rechtsextremen Bruder und tut alles, um diesem zu gefallen und Mitglied seiner Gang zu werden. Dick wiederum hat zwei Ziele: Er will endlich „ficken“ und unbedingt in die Schulband aufgenommen werden, obwohl sein Talent noch nicht einmal zum Luftgitarre Spielen reicht.
Um nicht ständig über solche Alltagsschwierigkeiten nachdenken zu müssen, betrinken sich die drei Jungs mit selbstgebrautem „Wein“. Im Rausch überredet Håkan Steppo zu einer Spritztour mit einem geklauten Auto, die nach zahlreichen Kollisionen schließlich im Straßengraben endet. Wenn das rauskommt, droht Steppo eine fette Anzeige, und seine Mutter könnte sich daraufhin aus dem Hochhausfenster des Wohnghettos stürzen. Steppos unglückliche Situation spitzt sich zu, denn der Besitzer des Wagens ist ein Drogendealer, der ihn durch Erpressung zum Diebstahl zwingt.
Der schwedische Autor Mikael Engström führt dem Leser vor Augen, mit welchen Problemen Jugendliche aus sozialen Brennpunkten zu kämpfen haben und wie schwer es ist, aus einem kriminellen Teufelskreis auszubrechen. Aber auch allgemeine Probleme von jungen Heranwachsenden, wie beispielsweise Mobbing, Liebeskummer oder erste Kontakte zu Drogen, werden hier thematisiert.
In szenenhaften Ausschnitten werden Steppo und seine Freunde in die Handlung eingeführt. Die Innenperspektive der Jungenrunde ist so lebendig und wirklich dargestellt, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Witz und Echtheit der verschiedenen Charaktere werden durch die im vulgären Jugendjargon gehaltenen Dialoge unterstrichen. Die realistische Darstellung ihrer Lebensumstände zeigt den Lesern, wie sehr diese Kids auf sich alleine gestellt sind und wie düster ihre Zukunft aussieht.
„Steppo“ ist nicht nur ein Adoleszenzroman, sondern ganz bestimmt auch eine packende Kriminalgeschichte. Die Spannung, die in dem Buch aufgebaut wird, steigert sich zunehmend und kommt erst am Ende zur vollkommenen Auflösung. Trotz der zunächst immer weiter eskalierenden Situationen, in die Steppo sich verstrickt, bleibt der Junge seinen eigenen moralischen Wertvorstellungen und selbstgesteckten Grenzen immer treu. Letztendlich wird die depressive, düstere Stimmung, die sich durch den Roman zieht, dadurch gebrochen, dass die Außenseiterin Eva auf einmal von allen akzeptiert wird und der freundliche Polizist sogar noch Steppos Bewährungshelfer wird.
Dieses Buch sollte nicht nur von Teenagern, die vielleicht selber gerade in ihren Krisen stecken, gelesen werden! Der Autor zeigt, wie aktuell das Thema der Jugendkriminalität ist, und wie schnell man junge Menschen verurteilt und aufgibt. Und so regt das Buch bestimmt auch Eltern oder Lehrer dazu an, noch mal darüber nachzudenken, wie viel mehr es braucht, um zu erkennen und zu verstehen.

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