Leseprobe: "Pampa Blues"
„Oh Gott!“, ruft Otto plötzlich und streckt den Arm aus. „Da!“
Wir alle sehen in die Richtung, in die Otto deutet.
Dort schwebt es.
Die farbigen Lichter des UFOs blinken, während es langsam in die Höhe steigt. Ich habe Maslows Plan nie gutgeheißen, aber jetzt, wo das Ding so durch den Himmel schwimmt wie ein leuchtendes Schiff im dunklen Meer, kann ich nicht anders, als es wunderschön zu finden.
Auch den anderen verschlägt es die Sprache. Wie in Trance kippen Otto und Kurt ihren Wodka. Sogar Rühmann, der mit Würsten vollgestopft und mit Bier abgefüllt ist, schaut gebannt und leise winselnd in die Ferne. Karl erhebt sich aus seinem Stuhl und bestaunt mit offenem Mund, was er sieht.
„Wohin fliegt es?“, fragt Kurt irgendwann.
„Ich glaube, von uns weg“, sagt Horst.
„Schade“, sagt Willi und hebt die Hand, wie um zu winken.
Ich trinke meinen Wodka, dann nehme ich möglichst unauffällig das kleine Fernglas aus der Hosentasche, das mir mein Vater zum zehnten Geburtstag geschenkt hat, und sehe mir das Ganze genauer an. Kaum habe ich die Schärfe eingestellt, erkenne ich die winzige Gestalt, die etwa zwanzig oder dreißig Meter unterhalb des immer höher steigenden Ufos hängt. Das muss Jojo sein, und offensichtlich ist er in großen Schwierigkeiten. Eigentlich sollte er das Ding vom Boden aus am Seil führen, aber jetzt zappelt er mit Armen und Beinen wie eine Trickfilmfigur, die von einem Luftballon in die Höhe gehoben wird. Wenn er nicht so weit weg wäre, würden wir bestimmt hören, wie er sich die Lungen aus dem Leib schreit.
„Sie verlassen uns“, flüstert Willi und kippt seinen Wodka. (S. 191)