zum Inhalt springen

Bianca – Die Perspektive macht die Geschichte

Von Julia Smarsly, Matthias Stagge, Lena Terp, Thorben Wellmann, Eva Zimmermann und Maria Zydek (2020)

Wie ist es, immer im Schatten des herzkranken Bruders zu stehen? Was fühlt man, wenn die Eltern geschieden sind? Wie ist es, sich innerhalb der Familie ausgegrenzt oder nicht dazugehörig fühlt? Und was passiert, wenn plötzlich die Lieblingsschauspielerin mitten im Raum steht?

Mit diesen und anderen Fragen begleiten wir die 12-jährige Bianca an einem für sie ganz besonderen Nachmittag. In dem Kurzroman „Bianca“ erleben wir unverblümt die Gefühlswelt und die Gedankenströme aus der Perspektive des „schwierigen“ jungen Mädchens.

Bianca lebt mit ihrer Mutter und ihrem herzkranken Bruder Alan im Haus der Familie, der Vater ist ausgezogen und hat mit seiner neuen Freundin ohne Absprache entschieden, dass er die Kinder nur noch alle 14 Tage sieht. Nirgends fühlt sich Bianca richtig zu Hause, außer in ihrem geheimen Versteck. Oftmals flüchtet sie dorthin oder in die fiktionale Welt ihrer Lieblingsserie mit dem Namen Hier bei uns.
Als sie der Schauspielerin ihrer Lieblingsserie überraschend begegnet, treffen Fiktionalität und Realität aufeinander. Daraufhin setzt sie sich damit auseinander, dass eine Person zwei Menschen sein kann und erfindet für sich selber ihr zweites Ich „Perdón“.

Der mit dem Astrid Lindgren Memorial Award ausgezeichnete Autor Bart Moeyaert schafft es, die Gedanken einer Jugendlichen in ihrer Vielfalt darzustellen und für die Leser*innen greifbar zu machen. Durch das Verschwimmen der Grenze zwischen der realen und fiktionalen Welt erleben wir Bianca in beiden Welten. Während sie von anderen Menschen als still und sonderbar wahrgenommen wird, machen ihre inneren Monologe deutlich, wie es tatsächlich in ihr aussieht.

Der Schreibstil des Romans wird der Vielschichtigkeit von Biancas Gedankenwelt gerecht.

Im Gegensatz zum deutschen Ersatztitel „Bianca“ lässt der niederländische Originaltitel „Tegenwoording heet iedeeren Sorry“ („Heute heißen alle Sorry“) erahnen, was der intensive und gefühlvolle Roman bereithält.

Die Handlung des Romans beleuchtet viele Problemen und regt die Leser*innen zur Selbstreflexion an. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, voll und ganz in Biancas Gefühlswelt einzutauchen und weckt Hoffnung auf ein harmonischeres Zusammenleben in der Zukunft.

Angaben zum Buch

Moeyaert, Bart
Bianca
Aus dem Niederländischen von Bettina Bach
Carl Hanser Verlag
Originaltitel: Tegenwoording heet iedeeren Sorry
144 Seiten

Altersempfehlung: 11-13 Jahre