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Geografie

Die Macht der Illustration

von Anna Paulina Goeke, Nora Höltge, Victoria Kirchner, Laura Knapp und Lukas Köpf (2020)

Was hält unsere Welt eigentlich zusammen? Auf diese Frage gibt es sicherlich nicht nur eine Antwort und zudem nicht nur Antworten, die einem Fachgebiet entstammen, da hier gesellschaftliche, physikalische, geographische und weitere wissenschaftliche Gebiete eine Rolle spielen. Wie kann man die Komplexität einer solchen Thematik ohne Verfälschungen in verständlich umsetzen und zusätzlich das Ganze noch kindgerecht gestalten?

Tim Marshall schafft genau das: Sein Buch “Was unsere Welt zusammenhält - Die Macht der Geografie” erschien 2015 für Erwachsene und wurde 2020 - von Grace Easton und Jessica Smith liebevoll illustriert -  auch für Kinder und Jugendliche auf den Markt gebracht. Durch die eindrucksvollen Illustrationen werden die wichtigsten Aspekte des Originals zum Leben erweckt. Sie helfen die überaus anspruchsvollen Inhalte ansprechend zu gestalten und die Themen durch die vielfältigen Visualisierungen verständlich darzustellen. Bereits der Text hält einiges an interessanten Erkenntnissen und Beschreibungen parat, doch durch die Illustrationen wird der Inhalt, auch für Erwachsene, noch anschaulicher aufbereitet und dadurch greifbarer. Somit stellt das Buch für Jung und Alt gleichermaßen eine interessante Lektüre dar. Vielleicht sollte an dieser Stelle bemerkt werden, dass die Altersempfehlung zwar für Kinder ab neun Jahren lautet, jedoch eher für Jugendliche ab 12 Jahren lauten sollte.

Der bunte Atlas erklärt die geographischen Zusammenhänge der Welt in zwölf thematischen Einheiten: Die USA und Russland, von Südamerika über Afrika bis zu einem Ausblick in die Zukunft. Vielfältige Karten im Buch zeigen interessant auf, wie die geographische Beschaffenheit unsere Welt zu der macht, die sie heute ist. Es kann beispielsweise entdeckt werden, auf welche Weise Gebirge, Flüsse, Seen oder Bodenschätze politisches Geschehen und soziale Interaktion bis heute beeinflussen.

Der Autor schafft es, Weltpolitik mit Hilfe geografischer Zusammenhänge zu begründen. Kein Zufall - denn Marshall weist in diesem Bereich einige Erfahrungen auf. Durch seinen Job als Auslandskorrespondent bereiste er insgesamt 30 Länder in aller Welt und berichtete von dort über politische Themen.

Im Besonderen beeindruckt die sachliche und deskriptive Perspektive des Autors, die grundsätzlich ohne polarisierende Wertungen auskommt, obgleich er in der Zukunft Probleme erkennt, die Anlass für Kontroversen bieten. Auf der letzten, der Zukunft gewidmeten Seite, appelliert der Autor sanft an unser Gemeinschaftsgefühl, denn nur so könne eine friedvolle und schöne Welt entstehen.

Leider unterschlägt Marshall die Probleme unserer heutigen multilateralen Welt, in der es weiterhin koloniale und imperialistische Interessen gibt, die mittlerweile nach extraterrestrischen Zielen streben (Der Mensch will nicht nur wieder auf den Mond, sondern auch auf den Mars). Ebenso wird der Zusammenhang zwischen Geografie und Klimaentwicklung, der uns in Zukunft stark beeinflussen wird, nicht erwähnt. Insgesamt ist die von Marshall erhoffte Gemeinschaft angesichts der unversöhnlichen Positionen vieler Staaten und Interessengruppen in weiter Ferne.