Leseprobe „Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus und flog davon“
„Weißt du, wie du mir vorkommst? Wie jemand, der einen Autounfall hatte.“ Ich bin geschockt, ich reiße die Augen auf. Er lacht, fährt sich mit der Hand durch das drahtige Haar. „Woher ich das weiß? Ich hatte selber schon Unfälle. Ich habe einen Hang zu Unfällen, könnte man sagen. Der schlimmste war erst letztes Jahr, mit meinem verdammten Motorrad […]“ So wie er mit mir redet – als würde er mir ein Geheimnis verraten, würde mich einladen, über ihn zu lachen -, möchte ich ihm vertrauen. Aber vielleicht ist es ja ein Trick. Ich muss lächeln, ganz vorsichtig. Ein scheues Mädchenlächeln, mit dem man den anderen für sich einnehmen will. „Es ist die Art, wie du dich bewegst. Ich hab dich beobachtet. Ich meine nicht richtig beobachtet, ich habe einfach gesehen, wie Du gefallen bist. Sieh mal, du läufst wie ich, wie auf dünnem Eis. Nach einem schlimmen Unfall bewegt man sich eben total steif und verkrampft, wie jemand, der höllisch Angst hat, ins Eis einzubrechen, Angst vor Schmerzen.“ Er macht es vor, krümmt die Schultern wie ein älterer Mann und geht betont steif ein paar Schritten. Ich muss lachen, auch wenn es vermutlich nicht wirklich lustig ist. (Seite: 87f)