Zeevaert, Sigrid: Jan und Josh oder wie man Regenwürmer zähmt
Zu zweit ist man weniger alleine
von Kristina Koester (2008)
„Nicht umsonst waren sie Freunde. Die hielten zusammen und verstanden sich manchmal auch ohne Worte.“ Solche Freunde sind Jan und Josh. Der herzkranke, etwa 11jährige Jan ist die Hauptfigur des neuesten Kinderromans „Jan und Josh oder wie man Regenwürmer zähmt“. Es ist eine Geschichte, die nachdenklich macht und das Selbstvertrauen von Kindern stärkt. Die Autorin entwickelt ein gutes Gespür für das Seelenleben ihrer beiden Figuren und schafft es so, deren Erfahrungswelt glaubwürdig darzustellen.
Ohne Schnörkel, aber dafür mit viel Herz und auch Humor erzählt Zeevaert die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jan, den der „kleinste Windhauch umpustet“, stammt aus einer überbehütenten Familie, während Josh hingegen ohne Vater und zeitweise auch ohne Mutter aufwachsen muss. Selbstverständlich, weil sein Vater „Forscher am Nordpol“ und die Mutter oft tagelang in „geheimer Mission“ unterwegs ist, wie er trotzig behauptet. Aber vielleicht ist es ja genau dieser Gegensatz, der die beiden Klassenkameraden so eng zusammenschweißt. Dem Leser scheint es jedenfalls von Beginn an, als könne sich nichts und niemand zwischen sie drängen. Auch nicht Lara-Sofie, das nette Mädchen aus der Klasse, das Jans Kätzchen so sehr mag, oder die beiden fiesen Typen Phil und Aki, die Jan und Josh das Leben schwer machen, wo sie nur können.
Schließlich wird ihre Freundschaft doch auf die Probe gestellt. Als die Situation vollkommen aus dem Ruder läuft, weil Josh wegen eines gefundenen Messers mit einem Überfall auf die verrückte „Rattenfrau“ in Verbindung gebracht wird, scheint die ganze Welt gegen ihn zu sein. Und ausgerechnet da muss sein bester Freund Jan auch noch ins Krankenhaus.
Erzählt wird der Kinderroman in der dritten Person. Dennoch gelingt es Zeevaert, die Gefühle der Hauptfiguren offenzulegen, sodass eine große Nähe und Vertrautheit entstehen kann. Dabei spürt man auch die Ängste und Zweifel der beiden Jungen, die sie nach Rückschlägen durchleben. Die Autorin schildert für die Protagonisten schlimme Situationen mit einer gewissen Distanz und in einer nüchternen und einfachen Sprache. Dabei nimmt sie an diesen Stellen Emotionen und Tempo aus der Erzählung heraus, um ihre jungen Leser zu entlasten.
Wie selbstverständlich wendet sich Zeevaert auch der dunkleren Seite des Lebens zu. Sie thematisiert ernste Dinge wie Krankheit, Konfrontation mit dem Tod, Ausgrenzung durch das ‚Andersein’ und problematische Familienverhältnisse. Dies wirkt nie aufgesetzt, sondern im Gegenteil ganz unverkrampft, da es der Autorin gelingt, immer auf der Augenhöhe der Kinder zu bleiben.
„Jan und Josh oder wie man Regenwürmer zähmt“ ist eine behutsame Geschichte, die Mut macht. Es ist ein lebendiges Buch, das einem bis zur letzten Seite Lesegenuss verschafft.