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Titelbild
Saunders, George:
Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip
Illustriert von Lane Smith
Aus dem Englischen von Frank Heibert
Berlin: Bloomsbury 2004
94 S., € 12,90

Saunders, George (Text) und Lane Smith (Illustration): Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip

Gapper-Alarm

von Svenja Bretthorst (2005)

„Habt ihr schon mal eine Klette am Strumpf gehabt? So müsst ihr euch einen Gapper vorstellen, nur größer, ungefähr wie ein Tennisball, und leuchtend orange, mit ganz vielen Augen, wie die Augen in einer Kartoffel.“

Und Gapper lieben Ziegen. Sobald sie eine Ziege sichten, heften sich die Gapper mit aller Inbrunst an sie. Leider vertragen das die hilflosen Ziegen gar nicht, werden krank und geben keine Milch mehr. Fast so verhärmt wie die Ziegen sind die Kinder von Frip. Mit Schatten unter den Augen, so groß wie Teller, müssen sie Tag und Nacht die Gapper von den Ziegen abbürsten und anschließend im Meer versenken.

Eines dieser Kinder ist Serena. Sie trifft die Gapper-Plage eines Tages am schlimmsten, als nämlich der intelligenteste Gapper bemerkt, dass Serenas Ziegenweide dem Meer am nächsten liegt. Und warum weite Wege machen, wenn man es auch einfacher haben kann? In ihrer Not bittet Serena die Nachbarn um Hilfe, doch die denken nicht im Traum daran. So beschließt Serena, die Ziegen zu verkaufen und es mit dem Angeln – einer in Frip in Vergessenheit geratenen Tätigkeit – zu versuchen. Jetzt werden wieder die Ziegen der Nachbarn befallen und das Schicksal wendet sich: Die Nachbarn sind auf Serenas Hilfe angewiesen. Dank ihrer Pfiffigkeit gelingt es, das Problem von Frip zu lösen. Und am Ende sind sogar die Gapper glücklich und zufrieden.

Die Geschichte ist frech und herzerfrischend geschrieben. George Saunders hat dabei ein besonderes Gespür für die Dialoge. Er bringt boshafte Ironie in die Gespräche der Familien und stichelt gegen ihre Ignoranz, Dummheit und heuchlerische Moral. Im Gegensatz zu den typisiert dargestellten Erwachsenen wird die von allen Seiten gebeutelte Serena liebevoll charakterisiert. Sie weist den verbohrten, kleingeistigen Erwachsenen mit ihrer Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft den richtigen Weg.

„Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip“ ist eine nicht ganz gewöhnliche, weil humoristische Parabel über die Überwindung von Egoismus, Neid und Missgunst. Märchenhafte Elemente stehen dabei im Kontrast zu den ironisch-bissigen Dialogen. Mit dem skurrilen, lakonisch-harten Sprachstil von Saunders korrespondieren auch die hintersinnigen, teilweise surrealistischen Bilder von Lane Smith. Stilisiert, geometrisch und doch verspielt lässt Smith die Welt von Frip alt, verwittert und ausgeblichen wirken. Die unheimliche Stimmung der Geschichte wird so kunstvoll prägnant unterstützt. Auf einem der Bilder sehen wir eine traurige Serena mit ihren Ziegen. Die Tiere werfen im Schein einer fahlen Sonne riesige Schatten bis an den Rand des monströsen fleckigen Rocks der Nachbarin. Wie bei einem alten Ölgemälde bröckelt die Farbe auf der weiten Fläche dazwischen – völlig im Gegensatz zu den verspielt ornamentalen Blumen am Haus.

Ungewöhnlich wie Inhalt und Bilder ist auch die Ausstattung des Buches: Das schmale Format ist nur viel zu klein geraten und beeinträchtigt so die Wirkung der Bilder. Die viel zu kleine Schrift macht das Buch für Leseanfänger leider ungeeignet. „Die furchtbar hartnäckigen Gapper von Frip“ – ebenso ungewöhnlich wie bedrückend schön ist es dennoch ein Vorlesevergnügen für Groß und Klein.

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