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„Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“

Von Tavina Emmerich, Astrid Gawenda, Vera Hoos, Judith Kölkes, Jana Kramer, Parasto Rahimi (2021)

Penzberg 28. April 1945, südlich von München. Wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht die Bürger*innen die Nachricht des Sieges der amerikanischen Soldaten über das Nazi-Regime. Was als Botschaft der Hoffnung beginnt, endet in der Ermordung von 16 Bewohner*innen der Kleinstadt. Während diejenigen Erwachsenen, die die nationalsozialistischen Ideologien ablehnen, sich auf die Ankunft der befreienden Truppen vorbereiten, marschiert die Wehrmacht noch in Penzberg ein. Und die ordnet an, dass Widerständler des Ortes hingerichtet werden.

Einfühlsam und fesselnd schildert die renommierte Autorin Kirsten Boie in ihrem Jugendbuch ein sogenanntes Endphasenverbrechen. In kurzen, leicht verständlichen und intensiven Sätzen, auf weniger als 120 Seiten, erinnert Boie an die schrecklichen Geschehnisse, um gegen das Vergessen dieser grausamen Taten anzukämpfen und um an die Opfer zu erinnern. Unterstützt wird die Lektüre der Novelle durch einen Anhang, der die für das Verständnis relevanten Ereignisse und Begriffe erklärt sowie durch ein Nachwort der Autorin, in dem sie weitere Hintergrundinformationen zu den Taten anbietet.

Die realen Ereignisse verbindet sie mit einer fiktiven Geschichte der drei Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl, die sich in einer Zeit voller Angst und Ungewissheit auch mit Themen wie Hoffnung, Verantwortung, Schuld und der ersten Liebe auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig sind sie mit der Frage des richtigen oder falschen Handelns, das selbst den Erwachsenen schwerfällt, konfrontiert.

Kirsten Boie hält mit ihrer Novelle die Erinnerung an die grausamen Verbrechen wach, indem sie den Opfern einen Namen gibt.

Bibliographische Angaben:
Boie, Kirsten
Dunkelnacht
Hamburg: Oetinger Verlag 2021
112 Seiten
Jugendbuch ab 15 Jahren

Leseprobe:
Er wird keine Entscheidung treffen. Er kann keine Entscheidung treffen. Dafür zuständig ist schließlich Oberstleutnant Ohm, und den wird er jetzt wecken. Soll der doch sagen, was geschehen soll. Soll der doch die Befehle geben. Er, Bentrott, trägt dann keine Verantwortung für das, was passiert. Das ist ihm das Wichtigste jetzt.
Vor Gericht, drei Jahre später, werden sie seine Haltung besonnen nennen. Der einzig Vernünftige, werden sie sagen.
Vielleicht. Einen Mordbefehl hat er jedenfalls nicht gegeben. Aber war er nicht einfach nur feige? Wollte sich heraushalten aus allem?
Er hat nicht gehandelt, hat keine Verantwortung übernommen, für nichts. An den Morden am Tag und in der Nacht, das wird das Gericht ihm bestätigen, war er darum nicht schuld.
S. 48/49