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Titelbild
Bell, Eric:
Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken
Aus dem Englischen von André Mumot
Frankfurt am Main: Fischer Sauerländer 2018
OA 2017 u.d.T.: Alan Cole Is Not a Coward
304 Seiten
14 €
Übergangsbuch ab 11 Jahren

Bell, Eric: Dieses Leben gehört: Alan Cole – bitte nicht knicken

Coming out in der amerikanischen Provinz

von Thomas Fischer (2018)

Alan Cole, ein zwölfjähriger, introvertierter, unsportlicher Junge, verliebt sich in seinen Mitschüler Connor Garcia – dieser jedoch klopft schwulenfeindliche Sprüche. Hinzu kommt, dass Alan in einem spießigen amerikanischen Provinzkaff lebt und in den Familien ein Klima von Unverständnis und häuslicher Gewalt herrscht, weshalb die Rahmenbedingungen für ein Coming Out nicht gerade ideal sind.

Als Alans nerviger großer Bruder Nathan ihm auf die Schliche kommt, kann nur ein aufgezwungener Wettstreit das unfreiwillige Outing vermeiden: Beide müssen dieselben sieben scheinbar unmöglichen Aufgaben innerhalb einer Woche zu lösen versuchen. Dazu gehören eher alltägliche Herausforderungen wie Schwimmen lernen oder sich dem Vater widersetzen – aber auch etwas härtere Tagesordnungspunkte, etwa: In der ganzen Schule berühmt werden oder seinen wertvollsten Besitz aufgeben. Dabei würde Alan viel lieber an seinem großen Kunstprojekt arbeiten. Darüber hinaus lastet auf der Familie ein Geheimnis, dessen Lüftung den Alltag der Jungen erheblich erleichtern würde.

Der Psychologe und Autor Eric Bell versteht es, die alltäglichen Schikanen, denen Alan Cole in der Schule und zu Hause ausgesetzt ist, dialogreich und mit großem Wortwitz darzustellen. Dazu trägt auch die gelungene Übersetzung von André Mumot bei. Die Zeichnung der Figuren ist jedoch arg eindimensional. Bis auf den Ich-Erzähler Alan, auf dessen spektakuläres Bekenntnis zur Homosexualität der Roman unaufhaltsam wie ein Uhrwerk zusteuert, ist das Personal vorhersehbar: Der große Bruder als Piesacker, ein kalter Vater, eine hilflose Mutter, die strengen und die lächerlichen Lehrkräfte, treue Freunde, Verräterinnen: Alle bleiben, was sie nun einmal sind.

Der Roman liest sich flott und lässt das eine oder andere Schmunzeln zu, auch wenn die Komik oft ihre amerikanische Herkunft nicht verleugnen kann: So etwa, wenn die (finanziellen) Schwierigkeiten geschildert werden, einen privaten Schwimmclub aufzusuchen. Der pädagogische Zeigefinger wedelt jedoch bisweilen allzu deutlich aus den Buchseiten heraus: „Lass dich nicht unterkriegen, sei der du bist, steh zu dir selbst“ – als ob das alles so einfach wäre…

Im Vergleich zu anderen aktuellen Werken der KJL, die sich mit den Themen ‚Anderssein‘, Homosexualität und Coming Out beschäftigen, wirkt dieser Text ein wenig oberflächlich und mit der heißen Nadel gestrickt. Als positive Gegenbeispiele wären zu nennen: Die erfolgreich verfilmten Romane „Nur drei Worte“ (als Film unter dem Titel „Love, Simon“) von Becky Albertalli und André Acimans „Call me by your name“ ebenso wie das für eine eher ältere Leserschaft gedachte „Das Ende von Eddy“ (Édouard Louis).